Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2082) KURZINTERVIEW MIT BARBARA PLASTER „Zuschauer mögen es gar nicht, wenn ihr Filmheld sich auf einmal anders anhört!“ Manchmal kommen besondere Patienten in die Praxis. Zum Beispiel Schauspieler. Oder Sänger. Die müssen nicht nur wegen ihrer Berühmtheit anders behandelt werden. Ähnliches gilt für Synchronsprecher, erzählt Zahnärztin Barbara Plaster. Sie muss es wissen: Sie behandelt in ihrer Praxis am Berliner Ku‘damm auch die Prominenz. Worauf kommt es bei der Behandlung von Synchronsprechern an? Was sind die Besonderheiten und welche Bedeutung hat die Phonetik? Barbara Plaster: Bei Synchron- sprechern ist es vor allem wichtig, dass sich im Mund nichts, aber auch wirklich nichts verändert. Insbeson- dere dort, wo Laute mit der Zunge gebildet werden. Da kann man bei Frontzahnrestaurationen schon manchmal etwas ins Schwitzen geraten, sowohl auf Behandler- als auch auf Patientenseite. In solchen Fällen ist man als Zahnärztin oder Zahnarzt gut beraten, wenn man einen Vorher-Abdruck nimmt und sich daraus eine kleine Schablone herstellt, damit die Dimensionen bei nachfolgenden Behandlungen exakt erhalten bleiben. Synchronsprecher hört man aus- schließlich, ergo ist die Konzentra- tion auf die Sprache sehr viel größer als bei Schauspielern, die auf der Bühne stehen. Und Zuschauer mögen es gar nicht, wenn ihr Filmheld sich auf einmal anders anhört. Dann riskiert der Synchronsprecher unter Umständen, keine Aufträge mehr zu bekommen. Müssen deshalb auch ästhetisch Kompromisse gemacht werden? Tatsächlich steht die Ästhetik weniger im Vordergrund als die Funktion. Bei welchen Zähnen die Erhaltung der Dimensionen besonders wichtig ist, stellt sich immer individuell verschie- den dar und wird im Vorfeld mit dem Patienten besprochen. Denn manche Menschen bilden beispielsweise das „S“ im Unterkiefer, andere dagegen im Oberkiefer. Bei Sängern verhält es sich übrigens anders, da diese vornehmlich die Stimme bilden. Bei der „klassischen“ Sängerin oder dem Schauspieler steht eindeutig die Ästhetik im Vorder- grund. Man muss bei einer Rekon- struktion sehr akribisch arbeiten, weil man diese weder bei sich verändern- den Lichtverhältnissen noch bei Nah- BARBARA PLASTER Barbara Plaster studierte Zahnmedizin an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und an der Freien Universität Berlin. 2003 erlangte sie ihre Approbation als Zahnärztin. Anschließend folgte ein langer Weg der Spezialisierung auf die ästhetische Zahnheilkunde sowie Invisalign, Funktion, Implantologie und Prothetik. 2007 ging sie den Schritt in die Selbstständigkeit, indem sie eine Praxis in Berlin übernahm, mit der sie 2017 dann an den Kurfürstendamm umzog. Seit Februar 2021 ist sie Vizepräsidentin der Zahnärztekammer Berlin. Foto: Martin Smolka Foto: Ruebenberg 68 | GESELLSCHAFT

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