Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2084) DIE ZM-KOLUMNE RUND UM DIE RELEVANTEN PRAXISFRAGEN Ein Chef muss führen D as Personal ist in den meisten Praxen ein großes Thema. Doch selbst wenn der Inhaber ein wunderbarer Mensch und Behandler ist, ist dies kein Garant dafür, dass er sein Personal an sich bindet. Nicht einmal, wenn er ein gutes Gehalt zahlt. Viel eher scheitert es oft an der Fähigkeit, ein Team entsprechend zu führen. Selbst ein Führungsstil, der im Kleinen gut funktioniert, kann bei einem wachsenden Team versagen. Auch kann sich der vermeintliche Glücksgriff mit der Neueinstellung als Unruhestifterin herausstellen, die man aber behält, weil es ohnehin schon zu wenig Personal gibt. FEHLENDE FÜHRUNG FÜHRT ZU INNERER KÜNDIGUNG So oder so: Wer meint, dass das Team alles untereinander schon regeln wird, muss sich nicht wundern, wenn er nicht das Personal hat, das er sich wünscht. Denn fehlende (Füh- rungs-)Strukturen führen über kurz oder lang zu Unfrieden und innerer Kündigung. Es ist immer wieder er- schreckend für mich zu sehen, wie sich – insbesondere bei den guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – dieser Prozess einschleicht. Bekomme ich Gelegenheit, noch mit den ausscheidenden Angestellten zu sprechen, geht das Feedback oft in die gleiche Richtung: Die Mitarbeiter sehen sich mit der Situation in der Praxis überfordert und fühlen sich vom Inhaber allein gelassen. Sei es mit den Problemen im Team, mit den eingefahrenen, ineffektiven Prozes- sen oder in der tagtäglichen, immer schwieriger werdenden Kommunika- tion mit den Patienten. Oft fehlt ih- nen auch einfach die Möglichkeit, mal etwas thematisieren zu können, ohne gleich als „Querulant“ da zu stehen. Auch der Punkt der fehlenden Aner- kennung ist nicht zu unterschätzen. Getreu dem Motto „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ bleiben Bestätigun- gen durch die Praxisleitung aus. Gro- ßes Engagement und Einsatz mit Herzblut werden als selbstverständ- lich hingenommen. Schließlich zahlt man doch (vermeintlich) dafür. Da- bei sollten doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels Anerkennung und ein lobendes Wort zum guten Praxis- ton gehören. Ich bin mir sicher, dass auch Sie sich darüber freuen würden. 20.000 EURO KOSTET EINE EINZIGE FLUKTUATION Es gibt noch immer so viele Praxis- inhaber, die lieber Unsummen in die Gewinnung neuen Personals investie- Sehr geehrter Herr Henrici, ich habe immer gedacht, ich sei ein guter Chef und meine MitarbeiterInnen würden das genauso sehen. Dennoch hagelt es nahezu Kündigungen und neue Bewerbungen bleiben aus. Ich zahle ein überdurchschnittliches Gehalt, mein Führungsstil geht Richtung Laissez-faire – wobei mir das Team natürlich schon wichtig ist. Ich vermeide Auseinandersetzungen und mische mich auch eher nicht ein, wenn es zu Reibereien kommt. Schließlich will ich nicht, dass es so aussieht, als würde ich „für eine Seite Partei ergreifen“. Haben Sie einen Rat? Peter K. 70 | PRAXIS

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