Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2155) Objektiven, digitaler Bildbearbeitung und Comuterprogrammen zur Ver- größerung des Schärfebereichs (Foto- stacking) hat die Auswertung transpa- renter Zahnpräparate zusätzlich stark verbessert. Die Bilder sind sehr detail- reich, informativ und ästhetisch. Trotz aller Brillanz der Bilder und einer Beleuchtungstechnik, die durch Licht und Schatten die räumliche An- ordnung der Strukturen hervorhebt, bleiben Fotos immer ein zweidimen- sionales Abbild. Das führt dazu, dass manche topografischen Ausprägun- gen entweder nicht zu verstehen sind oder fehlinterpretiert werden. Eine noch bessere räumliche Differenzie- rung ist dagegen mit bewegten Bil- dern der Zahnpräparate möglich, zum Beispiel Videos in Rotation. Diese können ebenfalls mit der oben be- schriebenen Fototechnik aufgenom- men werden, indem die Drehachse mit einem Motor gekoppelt wird. EINSATZBEREICHE Untersuchung der Pulpatopografie Die Konfiguration der Wurzelkanäle von einzelnen Zahngruppen ist aus Lehrbüchern und aus einer 2018 erschienenen Artikelserie in den zm von M. Arnold und F. Paqué bekannt [zm, 2018]. Bei genauer Betrachtung transparenter Präparate zeigt sich jedoch, dass die Variationsbreite groß und jeder Zahn ein biologisch einzig- artiges Gebilde ist. Und selbst Endo- dontologen staunen über Details, die mit verbesserter Fototechnik herausgearbeitet und in aussage- kräftigen Bildern festgehalten werden können. Viele Auspräägungen stellen sich offensichtlich doch anders dar als erwartet. Dabei handelt es sich um verschiedene Querschnitts- ausdehnungen, um Krümmungen, um Seitenkanäle unterschiedlicher Größe und Lokalisation, Aufzwei- gungen und Konfluenzen, um Kalzi- fikationen und vieles andere mehr. Zu Recht spricht man besser nicht von Wurzelkanälen, sondern von Wurzelkanalsystemen (Abbildungen 2 und 3). Abb. 2: Beispiel für eine außergewöhnliche Wurzelkanaltopografie: Der Zahn 16 wurde extrahiert, weil eine Gingivarezession das mb1-Foramen erreicht hatte. a: Übersichtsbild des Zahnpräparats in der Ansicht von orthoradial b: Apikales Drittel der mesiobukkalen Wurzel in der Ansicht von mesial: Kalzifikation von mb1 im apikalen Wurzeldrittel, die gepunktete Linie zeichnet eine gerade noch erkennbare Struktur nach, die vermutlich die bukkale Begrenzung des mb1-Kanalsystems war. Das mb1-Kanalsystem war über einen ausgedehnten und jetzt nur noch in Teilen vorhandenen Isthmus mit dem mb2-Kanalsystem verbunden. Das mb1-Foramen ist dagegen noch gut erkennbar dargestellt. Im Vergleich zum mb1-Kanalsystem sind der palatinale Anteil des Isthmus und die Endstrecke des mb2-Kanalsystems unverändert erhalten. c: apikales Wurzeldrittel der distobukkalen Wurzel in der Ansicht von palatinal: In der Endstrecke des Wurzelkanalsystems sind mehrere Kanäle und Foramina unterschiedlicher Größe zu erkennen. d: apikale Detailansicht der distobukkalen Wurzel, Ansicht von distal: In dieser Perspektive offenbart sich ein ungewöhnlich verzweigtes apikales Delta. a b c d ZAHNMEDIZIN | 29

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