Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2210) FEHLDIAGNOSE CMD Idiopathische Osteomyelitis führt zur Kontinuitätsresektion der Mandibula Christoph Engelbach, Thomas Mücke Eine idiopathische Osteomyelitis der Mandibula bleibt über Jahre hinweg unerkannt. Therapiert wurde diese mit einer Unterkiefer-Kontinuitätsresektion mit Lateralisation des Nervus alveolaris inferior sowie einer sofortigen Rekonstruktion mit einem mikrochirurgisch-reanastomosierten Fibula-Transplantat. Dieser Fall zeigt zum einen den Stellenwert der bildgebenden Diagnostik sowie zum anderen die Notwendigkeit der Überprüfung des Therapieverlaufs, wenn Behandlungen nicht wirksam sind. E ine 56-jährige Patientin stellte sich initial in unserer MKG- chirurgischen Ambulanz mit einer HNO-ärztlichen Überweisung und der Bitte um Abklärung eines entzündlichen Fokus im Bereich des rechten Unterkiefers vor. Sie gab an, seit sieben Jahren unter chronisch- rezidivierenden Beschwerden im Bereich der rechten Gesichtshälfte zu leiden. Diese gingen einher mit Einschränkungen der Mundöffnung und schmerzhaften Schwellungszu- ständen. Die erhebliche Beschwerde- symptomatik habe in der Vergangen- heit zu regelmäßigen und gehäuften Krankmeldungen zum Teil über meh- rere Wochen geführt. Die durch den Hauszahnarzt eingeleiteten Behand- lungsmaßnahmen, die dem Therapie- regime einer CMD-Symptomatik ent- sprechen (okklusale Schienentherapie und physiotherapeutische Behand- lungsmaßnahmen), zeigten keine Besserung des Beschwerdebildes. Allgemeinanamnestisch lagen eine arterielle Hypertonie, eine Hypo- thyreose sowie eine hormonell und operativ behandelte Endometriose (Unterleibserkrankung) vor. Zum Zeitpunkt der Erstvorstellung impo- nierte eine bis nach submandibulär reichende, ödematöse Schwellung der rechten Parotisregion. Die Schneide- kantendifferenz war schmerzhaft auf 22 mm eingeschränkt. Die klinisch orientierte, funktionelle Unter- suchung der Kaumuskulatur zeigte einen Druckschmerz des Muskulus masseter, des Muskulus pterygoideus medialis und des Muskulus tempora- lis rechts. Der Zahnstatus des prothe- tisch und konservierend suffizient versorgten Gebisses war gepflegt; die Mundschleimhaut rosig, durch- feuchtet und intakt. Im Bereich des sensiblen Innervationsgebiets des Quelle: MKG St. Josefshopital Abb. 1: Die radiologische Ausgangssituation zeigt diffuse, osteolytische Veränderungen des rechten Unterkiefers neben einer ausgeprägten Sklerosierung. 84 | ZAHNMEDIZIN

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