Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2218) HILFSEINSATZ IM BOLIVIANISCHEN HUANCARANI Kons und Endo auf 2.800 Metern Höhe Sarah Schomberg Eine vollständige COVID-Impfung war Vorraussetzung – und natürlich jede Menge Tatendrang. Bei meinem Einsatz in einem Anden-Dorf in Bolivien begeisterte mich vor allem die endlose Geduld der Patienten, die für ihre Behandlung teils eine studenlange Anreise auf sich nahmen. Es sprach sich schnell herum, dass die deutschen Zahnärzte wieder da sind. Ein Einsatz zwischen Armut und Fröhlichkeit, dankbar für das eigene Glück. H uancarani, ein indigen gepräg- tes Dorf inmitten einer kargen Landschaft auf 2.800 Metern öhe nahe den Anden – etwa 35 Kilo- meter südwestlich von Cochabamba. Als ich vor einigen Jahren das erste Mal nach Bolivien kam, um Land, Kultur und Sprache kennenzulernen, begegnete mir viel Armut, aber auch viele glückliche Menschen, die einfach mit wenig zufrieden sind. Das beein- druckt mich bis heute so sehr, dass ich unbedingt einmal zurückkehren wollte, um als Oralchirurgin zu helfen. Bei meiner Recherche stieß ich auf den Förderkreis Clinica Santa Maria, kurz FCSM e. V., der für zahnmedizi- nische Hilfsprojekte in Südamerika im Einsatz ist. Der Hilfsverein besteht seit 1993 und betreute schon Projekte in Brasilien, Peru und Ecuador. Der- zeit gibt es Corona-bedingt jedoch nur noch eines in Bolivien, im ärms- ten Land Südamerikas, das bereits im achten Jahr unterhalten wird. Die Organisation betreibt hier eine zahn- ärztliche Praxis mit zwei Behand- lungszimmern und einem Labor. Hier arbeiten meist europäische Einsatz- kräfte jeden Alters – „Voluntarios“ – und halten den Betrieb in normalen Zeiten ganzjährig aufrecht. Per E-Mail bot ich meine Hilfe an und bekam noch am selben Abend die Zusage. In der Regel arbeitet eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt beim Einsatz- wechsel den nächsten ein. Nach der 16-monatigen Corona-Pause betreute diesmal der Einsatzleiter Dr. Ekkehard Schlichtenhorst das Team die ersten vier Wochen beim Neubeginn, um die Praxis (Consultorio) aus ihrem Dorn- röschenschlaf zu holen. Das Team bestand aus Technikerin Sabrina, Stu- dentin Sarah und mir. In Bolivien war gerade Frühling und es hatte seit knapp fünf Monaten nicht mehr geregnet. Die Luft war unerträglich trocken und die Sonne brannte. Tagsüber waren es bis zu 30 Grad, in der Nacht kühlte es auf 8 Grad ab. Ich teilte mir ein Apart- ment im Gebäudekomplex der Praxis mit Sarah und Sabrina. Das eigene Bad, die Küche und der Gemein- schaftsraum machten es zu einem echten Luxus in diesem einfachen Dorf, wo die Menschen teilweise in Lehmhütten wohnen. DR. MED. DENT. SARAH SCHOMBERG Fachärztin für Oralchirurgie Praxis für Gesichtschirurgie und Implantologie Dr. Dr. Heller & Dr. Dr. Ludwig Hoserkirchweg 63 a, 41747 Viersen und Dießemer Bruch 79, 47805 Krefeld Foto: privat Ein Koffer mit Verbrauchsmaterialien und meine Lieblingsinstrumente im Schlepptau reiste ich Ende August an, um nach kurzer Einarbeitung mit Sarah und Sabrina die nächsten drei Wochen die Praxis zu betreiben. Das Consultorio befindet sich in einem Kultur- zentrum, das von der Familie Dona Adelas bewohnt und bewirtschaftet wird. Hier werden eigentlich Kinder aus der Umgebung betreut, verköstigt und gefördert. Seit Corona kommen jedoch nur noch vereinzelt welche vorbei. Als Dankeschön für die Gastfreundschaft renke ich Dona Adela zwischen Küche und Praxis ein. Immer mit dabei ist unser Maskottchen Kater Findus. Fotos: Dr. Schomberg und Charlotte Sonnenschein 92 | GESELLSCHAFT

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