Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (31) Abklärung in der Universitätsmedizin Mainz vorstellte. Klinisch war zum Vorstellungszeitpunkt keine Beein- trächtigung der Durchblutung, der Motorik oder der Sensibilität zu be- obachten; jedoch berichtete die Pa- tientin über rezidivierende und in letzter Zeit zunehmende, nach prä- aurikulär ziehende Schmerzen. In der körperlichen Untersuchung zeigte sich eine druckdolente paramandibuläre Schwellung des rechten Unterkiefers mit enoral tastbarem, aufgetriebenem knöchernem Saum. Zu keiner Zeit bestanden Schluck- oder Atem- beschwerden oder weitere klinische Zeichen für ein Abszessgeschehen. Aufgrund des klinisch unklaren Lo- kalbefunds in Zusammenschau mit dem radiologischen Befund wurde die Indikation zur Durchführung einer Digitalen Volumentomografie gestellt. Diese bestätigte eine von regio 45 bis in den aufsteigenden Unterkieferast reichende, etwa 6,5 cm lange zystische Läsion mit partieller Auflösung der Kortikalis. Die Wurzeln der sich in der Läsion befindlichen Zähne 47 und 46 wiesen keine An- zeichen einer Resorption auf. Inner- halb der Läsion waren knöcherne Septen zu erkennen, die auf einen multizystischen Prozess hinwiesen (Abbildung 2). In Anbetracht des klinisch und radio- logisch auffälligen, aber weiterhin unklaren Befunds wurde die Indikati- on zur Durchführung einer Proben- entnahme in Lokalanästhesie gestellt. Nach Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior und des Nervus buccalis erfolgte eine marginale Schnittführung von 47 bis 45 mit Entlastung anterior. Nach subperios- taler Präparation konnte ein etwa 2 cm 2 großer Defekt des vestibulären Knochens direkt kaudal der Zähne 46 und 47 dargestellt werden. Durch Sondierung über die Kortikalisarro- sion ließ sich der lytische Prozess im Unterkiefer austasten; der Innenraum der Läsion war teilweise leer, teils ge- füllt mit einem rötlichen, weichen Gewebe. Hier erfolgte die Entnahme von Weichgewebe aus der Läsion und von Knochenproben aus dem Rand- bereich der Kortikalisarrosion. Die histopathologische Aufarbeitung der Präparate ergab das Bild eines ent- zündlich infiltrierten, fibrosierten Weichgewebes sowie von Knochen- fragmenten mit großflächig erfasstem, monomorphem Infiltrat, das immun- histochemisch weiter untersucht wer- den musste. Die „BIOMED-2“ Multi- plex-PCR-Untersuchungen zur B-Zell- Klonalitätsanalyse zeigten nach kapil- larelektrophoretischer Auftrennung für die IgH-CDR1- und -CDR2-Bereiche a b c d e Quelle: Kämmerer Abb. 2: Digitale Volumentomografie bei Erstvorstellung in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz: In der axialen Schicht stellt sich der Befund als hypodense Raumforderung des rechten Unterkiefers mit einer partiellen Auflösung und Ausdünnung der Kortikalis dar. Im koronaren Schnitt zeigen sich die Eruption des Prozesses nach lingual und die auch hier vorliegende Arrosion der Kortikalis. In der letzten Schichtaufnahme wird das Ausmaß des Befunds mit einem Längendurchmesser von etwa 6,5 cm deutlich. Darge- stellt sind auch die dreidimensionalen Rekonstruktionen des rechten Unterkiefers mit der hier sicht- baren Auflösung und Ausdünnung der Kortikalis auf der vestibulären und der lingualen Seite. ZAHNMEDIZIN | 33

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