Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (63) keit einzuarbeiten. Anschließend war er mit der „No.4 maxillo-facial sur- gical unit“ in Nordafrika, Italien, Belgien und Deutschland im Einsatz. DER KRIEG MACHT IHN ZUM MKG-EXPERTEN Die chirurgischen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, waren erheblich: So musste er wiederholt schwerwiegende Verletzungen ver- sorgen, ohne über die entsprechende operative Erfahrung zu verfügen, so dass er bisweilen mit einer Kranken- schwester operierte, die ihm ein Buch mit den Anweisungen zur Durch- führung der Operation entgegenhielt [Zamet, 2007]. Von November 1944 bis 1945 trug Grossmann dann als der einzige Operateur der „Forward Section“ der vorgenannten No.4-Ein- heit die alleinige chirurgische Ver- antwortung für die Erstversorgung aller Kiefer- und Gesichtsverletzun- gen der 8. und der 5. Armee in West- italien [Zamet, 2007]. Diese heraus- fordernde Situation veranlasste Zamet zu der lakonischen Feststellung: „Although he was not an expert when the war started, he was by the end of the war in 1945“ [Zamet, 2007]. Seine Tätigkeit in der Royal Army beendete Grossmann schließ- lich im Rang eines Captains. Nach dem Kriegsende versuchte Grossmann sich im Zivilleben eine Karriere aufzubauen: 1945/46 übte er eine chirurgische Tätigkeit im „Rooksdown House“ aus. Dabei han- delte es sich um einen Gebäudeteil des Park Prewett Mental Hospital in Basingstoke, der 1940 in eine Abtei- lung für plastische Chirurgie umge- wandelt worden war, um Kriegs- und Zivilopfer des Zweiten Weltkriegs zu behandeln. 1946 bestand Grossmann dann – nach kurzem Nachstudium – die Prüfung für die „Licence in Den- tal Surgery“ (LDS) des Royal College of Surgeons (RCS). Im selben Jahr wurde er britischer Staatsbürger. Fachlich fokussierte er sich nun zu- nehmend auf die Kieferorthopädie und die Schnittstellen zwischen Kie- ferorthopädie und Kieferchirurgie. 1946 wurde er zum „Part time De- monstrator in Orthodontics“ an der U.C.H. Dental School (University College Hospital Dental School) in London berufen, 1947 wechselte er ebendort in die Position des „Part time Consultant Orthodontist“. In dieser Zeit übte Grossmann an der U.C.H. Dental School eine Schritt- macherfunktion aus – sowohl in Be- zug auf den Auf- und Ausbau des Faches Kieferorthopädie als auch in Bezug auf die Implementierung der Lerninhalte. Er formte die neue kie- ferorthopädische Abteilung zu einer anerkannten Lehrstätte und etablierte überdies die klinische Forschung zur KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance GESELLSCHAFT | 65

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