Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (66) AUS DER WISSENSCHAFT Angulierte Schraubenkanäle – eine sichere Option? Florian Beuer In der klinischen Praxis kommt es immer wieder zu Differenzen von Implantatachse und Zahnachse. Die Versorgung von nach prothetischen Kriterien nicht optimal inserierten Implantaten ist daher ein wichtiges implantatprothetisches Thema, zu dem es bislang nur wenig Literatur gibt. Eine Arbeitsgruppe unter Führung italienischer Forscher hat nun eine Studie mit einer Nachbeobachtungszeit von drei Jahren vorgelegt. A us den Veröffentlichungen der vergangenen Jahre geht der klinische Vorteil einer Ver- schraubung der Suprakonstruktion deutlich hervor. Stimmten Zahnachse und Implantatachse in bestimmten Grenzen nicht überein, muss jedoch auf die Zementierung der Suprakon- struktion zurückgegriffen werden. Um Implantate trotz der Diskrepanz von Implantatachse und Zahnachse verschrauben zu können, bieten viele Hersteller angulierte Schraubenkanäle an. Es ist jedoch wissenschaftlich noch nicht geklärt, wie sich Restaura- tionen mit angulierten Schrauben- kanälen klinisch verhalten, vor allem im Hinblick auf die mechanische Sta- bilität und die Auswirkung auf das marginale Knochenniveau. MATERIAL UND METHODE Die Arbeitsgruppe um Adolfo Di Fiore der Universität Padua in Italien ver- suchte diese Fragestellung im Rahmen einer prospektiven Pilotstudie anhand von 37 Patienten im Alter zwischen 34 und 74 Jahren (mittleres Alter 53 Jahre) und 51 Implantaten zu beant- worten. Dazu wurden parallelwandige Implantate eines Herstellers im Seiten- zahngebiet nach dreidimensionaler Diagnostik (DVT) frei Hand eingesetzt. Die Auswahl der Implantatdimensio- nen erfolgte anhand des DVTs. Alle Implantate heilten offen ein und wurden nach vier Monaten weiterver- sorgt. Dazu wurden konventionelle Abformungen genommen, Modelle erstellt und diese mit einem Labor- scanner digitalisiert. Anschließend wurden mittels CAD-Software der angulierte Schraubenkanal (durch- schnittliche Neigung 13 Grad, alle zwischen 10 und 20 Grad) konstruiert und entweder Kronen oder Brücken aus monolithischem Zirkonoxid der zweiten Generation hergestellt. Die Restaurationen wurden mechanisch auf den Titan-Klebebasen befestigt, ohne beide Komponenten miteinan- der zu verkleben. Die Kronen und Brücken wurden dann mit dem vorgeschriebenen Drehmoment von 35 Ncm auf den Implantaten ver- schraubt und die Schraubenkanäle mit Komposit verschlossen. Nach 6, 12, 24 und 36 Monaten erfolgten Nachuntersuchungen, bei denen neben der Erhebung klinischer Parameter auch Röntgenbilder ange- fertigt wurden. Als biologische Ziel- größe (primäres Studienziel) der Daten- analyse diente der krestale Knochen- verlust ausgewertet anhand standar- disierter Zahnfilmröntgenaufnahmen. Als prothetische Komplikationen wur- den unter anderem Verblendkeramik- frakturen und Schraubenlockerungen als sekundäre Studienziele dokumen- tiert. Statistisch wurden die Auswir- kungen der Implantatdurchmesser (3,75; 4 und 5 mm), der Implantat- längen (7; 8,5 und 10 mm), der pro- thetischen Versorgung (Einzelkrone und Brücke), der Gegenbezahnung (Brücke oder natürlicher Pfeiler) und der Angulierung (zwei Gruppen, An- gulierung > 15 Grad; Angulierung < 15 Grad) auf die primären und sekun- dären Studienziele untersucht. Malpositioniertes Implantat regio 15 mit Schraubenkanalaustritt bukkal bei geradem Schraubenkanal Quelle: ZTM Robert Nicic, Charité 68 | ZAHNMEDIZIN

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