Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (71) pantomografie und der CT-Scan zeig- ten eine multizystische Auftreibung des rechten Ramus ascendens mandi- bulae sowie des rechten Capitulums mandibulae, die zu einer ausgepräg- ten Deformation führte (Abbildun- gen 1 und 2). Basierend auf den klinischen und den radiologischen Merkmalen entschlos- sen wir uns mit der Patientin zur Resektion des rechten aufsteigenden Ramus, einschließlich des Processus coronoideus und des Kiefergelenks, sowie zur sofortigen totalen Kiefer- gelenkrekonstruktion mit einer CAD/ CAM-gefertigten Prothese (Abbildung 3). Die Operation wurde nach Pla- nung und Herstellung der Prothese über einen extraoralen Zugang unter Allgemeinanästhesie durchgeführt. Die histopathologische Untersuchung des Präparats wurde vom Institut für Pathologie, Universitätsspital Basel (Prof. Dr. Jundt), durchgeführt. Sie zeigte die typischen Merkmale eines odontogenen Myxoms. Es wurden stern- und spindelförmige Zellen innerhalb einer myxoiden Matrix nachgewiesen. Im Follow-up zwölf Monate nach der Operation zeigte sich die Patientin beschwerdefrei. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keinen Anhalt für ein Rezidiv. Subjektiv und objektiv wurde ein adäquates kosmetisches und funktionelles Ergebnis erzielt. DISKUSSION Das odontogene Myxom des Kiefers ist ein seltener, langsam wachsender, gutartiger Tumor ektomesenchyma- len oder mesenchymalen Ursprungs mit einer Inzidenz von jährlich circa 0,07 neuen Fällen pro Million Men- schen und damit eine seltene Erkran- kung [Peltola et al., 1994; Simon et al., 2004; Jundt und Reichart, 2008]. Diese Entität tritt häufiger im zweiten und im dritten Lebensjahrzehnt auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind [Simon et al., 2004]. Odontogene Myxome können grundsätzlich in allen Bereichen des Kiefers vorkom- men, finden sich jedoch insbeson- dere in der Molarenregion des Unter- kiefers. Die Hypothese für den odon- togenen Ursprung ergibt sich zum einen daraus, dass es fast ausschließ- lich im zahntragenden Bereich des Kiefers vorkommt und zum anderen mikroskopisch odontogenes Epithel nachweisbar ist [Simon et al., 2004; Shafer et al., 1983]. Die genaue Ätio- logie ist noch unklar [Jundt et al., 2008]. In den meisten Fällen bleibt das odontogene Myxom über lange Zeit asymptomatisch. Große Läsio- nen können zu Zahnverschiebungen, Schwellungen und Knochenabbau Abb. 2: CT des Kiefergelenks rechts in der Sagittalen Quelle: Valentin Wiedemeyer DR. MED. BENJAMIN WARWAS Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG; 53127 Bonn felix.warwas@ukbonn.de Foto: Johann Saba Abb. 3: Endoprothese am Modell Quelle: Valentin Wiedemeyer ZAHNMEDIZIN | 73

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