Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (72) führen [Simon et al., 2004; Chi et al., 2008]. Odontogene Myxome wachsen lokal invasiv und aggressiv, Metastasen sind bisher nicht berich- tet [Peltola et al., 1994; Jundt und Reichart, 2008]. Das charakteristische röntgenologische Erscheinungsbild des Tumors wird als uni- oder multilokuläre radiologische Aufhellung beschrieben, die Seifen- blasen oder Honigwaben ähnelt. Ra- diologisch kann sie sowohl gut ab- grenzbar als auch unscharf begrenzt sein [Kawai et al., 1997; Peltola et al., 1994]. Anders als in den allermeisten Fällen, in denen sich das odontogene Myxom im distalen, zahntragenden Unterkiefer manifestiert [Simon et al., 2004; Chi et al., 2008; Jundt und Reichart, 2008], findet es sich in der oben präsentierten Patientin im rechten Kondylus ohne Kontakt zum zahntragenden Kieferanteil. Unseres Wissens nach ist dies der erste bisher beschriebene Fall eines odontogen- gen Myxoms in dieser Lokalisation. Die Darstellung einer multilokulären radioluzenten Läsion im rechten Ramus ascendens und Kondylus, einschließlich des Kiefergelenks mit starker Deformation und seifen- blasenähnlicher Erscheinung mit klar definierten Rändern, passt zu den in der Literatur für das odontogene My- xom beschriebenen radiologischen Merkmalen [Kawai et al., 1997]. Die histopathologische Analyse des Prä- parats durch das Institut für Patho- logie des Universitätsspitals Basel in der Schweiz (Prof. Dr. Jundt) zeigte stern- und spindelförmige Zellen innerhalb einer myxoiden Matrix, die als typische histologische Merkmale für das odontogene Myxom gelten. Die Behandlung des odontogenen Myxoms reicht von einer konservati- ven Behandlung mit lokaler Exzision, Kürettage oder Enukleation bis zur ra- dikalen Resektion. Obwohl das odon- togene Myxom im Allgemeinen als langsam wachsende, gutartige Neu- bildung bekannt ist, wird eine chirur- gische Behandlung mit Resektion anstelle einer einfachen Enukleation empfohlen, da die Rezidivrate bei der Enukleation höher ist [Kawase-Koga et al., 2014; Jundt und Reichart, 2008]. Im vorliegenden Fall wurde der Tumor durch eine Resektion voll- ständig entfernt. Für die funktionelle und ästhetische Rehabilitation wähl- ten wir eine individuelle Kiefer- gelenksprothese (TMJ Concepts), die sich in Langzeitstudien als zuverlässig erwiesen und funktionell gute Er- gebnisse erbracht hat [Wolford et al., 2015]. Die Patientin zeigt bei gutem Verlauf nach sieben Jahren keine Anzeichen eines Rezidivs. Durch die angewendeten postope- rativen Maßnahmen konnte eine adäquate kosmetische sowie eine funktionelle Rehabilitation erreicht werden. Sowohl die Kau- als auch die Sprechfunktion wurden seitens der Patientin als gut bewertet. Die Pa- tientin war beschwerdefrei und mit dem ästhetischen und funktionellen Ergebnis zufrieden. \ Abb. 4: Resektat Foto: Marcus Teschke Abb. 5: Postoperatives OPG Quelle: Valentin Wiedemeyer DR. DR. VALENTIN WIEDEMEYER Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG; 53127 Bonn Foto: privat 74 | ZAHNMEDIZIN

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