Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (73) Die Kassenzahnärztliche Bundesvereini- gung (KZBV) trauert um ihr ehemaliges Vorstandsmitglied Erich H. Müller. Der Münchner Zahnarzt starb im November 2021 im Alter von 91 Jahren. Der ver- tragszahnärztlichen Standespolitik auf Landes- und Bundesebene war Müller jahrzehntelang eng verbunden. In den Jahren 1975 bis 1990 bekleidete er das Amt des Vorsitzenden des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), von 1990 bis 1994 war Müller stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KZBV. Zeitlich parallel zu seiner zahnmedizinischen Karriere prägte Müller somit auch die zahnärztliche Standespolitik in Deutsch- land nachhaltig. Bei seiner berufspolitischen Arbeit war es ihm immer ein zentrales Anliegen, einerseits den gesetzlichen Sicher- stellungsauftrag der Zahnärzteschaft zu erfüllen und andererseits die Finanzierung des Gesundheitssystems nicht aus den Augen zu verlieren. So war Müller unter anderem der Überzeugung, dass die zahlreichen Kostendämpfungsgesetze ein Klima pro- duzierten, das den kooperativen Interessenausgleich behinderte. Müller engagierte sich in seiner Funktion als stellvertretender KZBV-Vorsitzender in einer Vielzahl von Ausschüssen und Ar- beitsgruppen, unter anderem war er 1. Vertreter der Zahnärzte im Bundesschiedsamt für die Kassenzahnärztliche Versorgung, Vertreter der Zahnärzte im Bundesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen, Mitglied in den Arbeitsausschüssen „Bedarfs- planungs-Richtlinien“ und „Kriterien zur Qualitätsbeurteilung“ des Bundesausschusses der Zahnärzte und Krankenkassen sowie Vertreter der Zahnärzte im Bewertungsausschuss und in der Schiedsstelle. Standespolitische Weitsicht bewies Müller auch vielfach im Gemeinsamen Vorstandsausschuss von BDZ und KZBV des Instituts der Deutschen Zahnärzte und als Mitglied im Beratungsausschuss von BDZ, FVDZ und KZBV. Müller war während seiner Vorstandstätigkeit bei der KZBV immer auch ein Mann im Blickpunkt standespolitischer Öffent- lichkeit: So stellte er im Jahr 1991 medienwirksam das Weiter- entwicklungskonzept der Zahnärzte auf dem Bonner Symposium „Vertrags- und Wahlleistungen“ vor. Im selben Jahr exponierte er sich im Rahmen des Projekts „Lokal- rundfunkbetreuung“ mit seiner zugewand- ten und fachkompetenten Persönlichkeit für eine Reihe von Interviews zur vertrags- zahnärztlichen Versorgung, ebenso wie für mehrere Fernsehbeiträge, unter anderem zur zahnärztlichen Prävention. Nicht zu- letzt diese erfolgreichen Formate führten dazu, dass Müller im darauffolgenden Jahr zum Vertreter der KZBV im „Projekt- begleitenden PR-Gremium“ für die Propa- gierung des Reformkonzepts „Vertrags- und Wahlleistungen“ ernannt wurde. Seine berufspolitische Vielseitigkeit sowie die Fähigkeit, aus der ihm eigenen Kreativität neue Denkansätze und Gestaltungsmöglichkeiten ab- zuleiten, waren typisch für Müller. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Standespolitik war Müller noch bis 1996 in seiner Zahnarztpraxis in München tätig, die dann von seinem Sohn weitergeführt wurde. Für den Berufs- stand im Freistaat blieb er in den folgenden Jahren mit inhalt- lichen Impulsen präsent. So rief er etwa in einem Interview zur Einigkeit auf, um in der politischen Diskussion eigene Vorschläge für die Gestaltung und Weiterentwicklung der Versorgung durch- setzen zu können. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Selbstverwaltung „immer mehr ausgehebelt und in ein Korsett gezwungen“ werde – noch einmal also ein klares Bekenntnis zur Selbstverwaltung und zugleich ein Appell an die Generation der jüngeren Kolleginnen und Kollegen, aber auch an die gesamte Zahnärzteschaft, der angesichts zunehmender staats- dirigistischer Eingriffe in die Entscheidungskompetenz der Selbst- verwaltung bis heute nichts an Aktualität verloren hat. Der Berufsstand wird Erich H. Müller vermissen – als Zahnarzt, Analytiker, Ratgeber, als Mensch und als engagierten Standes- politiker. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Angehörigen und Freunden. Der Vorstand und die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter der KZBV verneigen sich vor dem Wirken von Erich H. Müller und werden sein Andenken in Ehren halten. Der Vorstand der KZBV NACHRUF ERICH H. MÜLLER Engagierter Standespolitiker und unermüdlicher Kämpfer für die vertragszahnärztliche Versorgung in Bayern und in Deutschland PERSÖNLICHES | 75

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