Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (314) \ Kategorie IV: Zweiflügelige Blockverbindungen (bei Schaltlücken bis Molarenbreite) \ Kategorie V: Einflügelige einfache Freiendanhänger (bei Freiendsituationen). Hinsichtlich der materialtechnischen Eigenschaften von Komposit-Kunststoffen stehen sich Vorzüge und Limitationen gegenüber. Die Vorzüge betreffen unter anderem die Möglichkeit der minimalinvasiven Vorgehensweise (vor allem wegen der adhäsiven Verankerung), das zahnfarbene Aussehen, die hohe Flexibilität des Behandlers beim Einbringen und der Formgebung der Materialien sowie die Reparaturfähigkeit. Die Limitationen beziehen sich unter anderem auf die geringen Frakturfestigkeiten von Komposit-Kunststoffen, die breite Haftflächen und große Komposit-Volumina erforderlich machen, was mit der Notwendigkeit entsprechender Überdimensionierungen einhergehen kann. Auch der Aufwand ist momentan noch beträchtlich. KATEGORIE I Uni- oder bilaterale Zahnverbreiterungen Bei direkten Zahnverbreiterungen im Seitenzahnbereich handelt es sich um die Weiterentwicklung einer bereits vor 70 Jahren von Gottlieb Vest (Basel) als prinzipiell gangbar erachteten Vorgehensweise, die damals allerdings nur mit indirekten Restaurationen (vor allem invasiven Überkronungen) realisierbar war [Vest, 1951]. Direkte Zahnverbreiterungen können vor allem bei kleineren Lücken, wie sie zuweilen distal der Eckzähne oder der ersten Prämolaren auftreten, problemlos zum Einsatz kommen. Die Charakteristika lassen sich wie folgt zusammenfassen: \ Es handelt sich um eine nahezu non-invasive Versorgung. \ Pfeiler können unversorgte oder auch restaurierte Zähne sein (Komposite lassen sich heute mittels geeigneter Substratvorbehandlungen und Adhäsivanwendungen auch an Komposit-, Keramik- und/oder Gussmetalloberflächen verankern) [Staehle et al., 2016]. \ Die Anwendungsoptionen sind flexibel. Es ist ein rein konservierendes Verfahren. Chirurgische Eingriffe fallen in der Regel nicht an. Modelle oder sonstige Laborarbeiten, wie sie bei prothetischen beziehungsweise zahntechnischen Leistungen erforderlich sind, werden nicht benötigt. \ Das Prozedere ist überschaubar (geringer Instrumenten- und Materialaufwand). \ Die Versorgung ist metall-, keramik- und glasfaserfrei. Es kann auf gesondert einzubringende interne Stabilisierungsmaßnahmen verzichtet werden. \ Durch ein in der Regel realisierbares Freiend-Design sollen Torsionsbelastungen und Spannungsaufbauten an Pfeilerzähnen abgefangen oder zumindest verlagert werden. \ Die Hygienefähigkeit ist bei Anwendung einer geeigneten Technik gegeben. Abb. 2: Praktisches Vorgehen beim Lückenschluss der Kategorie II (einflügeliger Zahnanhänger), Darstellung am Phantom: a: Lücke regio 014. b und c: Zur Vorbereitung des Zahnanhängers wird vor Anlegen des Kofferdams eine Portion Komposit mit höherer Opazität („Dentin“) zu einer Kugel geformt und von einer „Schale“ aus Komposit mit niedrigerer Opazität („Schmelz“) umhüllt. Bei größeren Lücken kann die innere Kompositkugel vor der Ummantelung lichtgehärtet werden, bei kleineren Lücken bleiben Kern und Schale vorerst ungehärtet. d bis g: Die eiförmige, noch weiche Kompositmasse wird manuell in die Lücke geführt und adaptiert, wobei vor allem auf eine enganliegende Position der bukkalen, zum Alveolarkamm gerichteten Areale geachtet wird. Dazu sind spezielle Instrumente (wie Optrasculpt, Vivadent) hilfreich (siehe Abb. 3f). h und i: Es folgten die Lichthärtung und das Herausnehmen des Zahnanhängers, der extra-oral nochmals von allen Seiten nachgehärtet wird. j und k: Kleinere Unregelmäßigkeiten können zum Beispiel mit einem sichelförmigen Skalpell behoben werden. a b c d e f p m n o 48 | ZAHNMEDIZIN

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