Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (316) oder sogar vollständig verschwinden. Falls nach einem Mockup dem Patienten das Aussehen nicht genügend zusagt, kann auf andere Varianten (siehe folgender Absatz) ausgewichen werden. Die Methodik und das praktische Vorgehen sind in der Literatur im Detail beschrieben [Staehle, 1999; Staehle, 2007; Wolff et al., 2012; Staehle, 2019b]. KATEGORIE II Einflügelige einfache Zahnanhänger Bei den im vorigen Abschnitt genannten Zahnverbreiterungen müssen manchmal ästhetische Einschränkungen in Kauf genommen werden, diese können deshalb nicht in jeder Situation zum Einsatz kommen. Inzwischen wurde eine neue Methode des Lückenschlusses von Einzelzahnlücken in Form von direkt eingebrachten Zahnanhängern (für den Front- und den Seitenzahnbereich) entwickelt und beschrieben. In den bisherigen Publikationen zu dieser Versorgungsart wurden die Arbeitsgänge zur Herstellung eines Zahnanhängers unter absoluter Trockenlegung (Kofferdam) präsentiert [Staehle, 2017, 2018, 2019a und c]. Eine Modifikation des technischen Vorgehens findet sich in Abbildung 2. Dabei wird der Anhänger zunächst unter relativer Trockenlegung geformt und gehärtet, um den Oberflächenstrukturen des Alveolarkamms im Bereich einer Zahnlücke optimal Rechnung tragen zu können. Erst zum Einkleben des Anhängers wird absolut trockengelegt. Abbildung 3 zeigt ein klinisches Beispiel für die Kategorie II nach 4¾ Jahren. KATEGORIE III Einflügelige doppelte Zahnanhänger Der direkte Lückenschluss bis Molarenbreite ist eine der neuesten Entwicklungen beim Lückenmanagement mit konservierenden Methoden. Er kann vor allem dann in Erwägung gezogen werden, wenn ein indirektes Vorgehen mit Werkstücken nicht statthaft erscheint und andere Interventionen (einschließlich implantologischer Art) ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweisen oder aus anderen Gründen (zum Beispiel Patientenpräferenzen) nicht infrage kommen. Beim Schließen von Molarenlücken (Kategorie III) werden – wie im Prämolarenbereich (Kategorien I und II) – Verblockungen möglichst vermieden. Die Methodik und das praktische Vorgehen sind in der Literatur im Detail beschrieben [Staehle, 2020]. KATEGORIE IV Zweiflügelige Blockverbindungen Falls sich Verblockungen aufgrund der mangelnden Stabilität der Pfeilerzähne nicht vermeiden lassen und dennoch eine direkte Versorgung ins Auge gefasst wird, kann in Einzelfällen auf adhäsive Blockverbindungen mit Kompositen zurückgegriffen werden. Aufgrund der werkstoffkundlichen Limitationen der Komposite müssen hier besonders große Haftflächen und Schichtdicken im Pontic- und Verbindungsbereich erzielt werden. Es gibt zwar einige vielversprechende Verlaufsbeobachtungen, allerdings sollte diese Versorgungsart vorerst nur als semipermanente Intervention zur Anwendung kommen. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn an einzelnen, nicht hinreichend zu reinigenden Pfeilerzähnen trotz parodontaler Vorbehandlungen Entzündungen persistieren und die Hygienefähigkeit durch Blockverbindungen, die zu einem Widerlager für den erfolgreichen Einsatz von Interdentalraumbürsten führen, relevant verbessert werden kann. Die Methodik und das praktische Vorgehen sind in der Literatur im Detail beschrieben [Staehle, 2020]. Quelle: Hans Jörg Staehle a b c f i h g d e Abb. 3: Klinisches Beispiel für die Kategorie II mit Kontrolle nach 4¾ Jahren: a bis c: fehlender 1. Prämolar im Oberkiefer bei einer 56-jährigen Patientin d bis f: Lückenschluss durch Zahnanhänger g bis i: Kontrolle nach 4 ¾ Jahren: Die Patientin ist jetzt 61 Jahre alt. Die klinische und röntgenografische Situation ist unauffällig. 50 | ZAHNMEDIZIN

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