Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

KATEGORIE V Einflügelige einfache Freiendanhänger In Freiendsituationen bieten sich zuweilen direkte, meist nach distal gerichtete Verbreiterungen und -anhänger an. Dies kann zum Beispiel der Fall sein beim Verfolgen des Prinzips der verkürzten Zahnreihe. Während beim unverblockten Schließen von Schaltlücken Approximalkontakte zu einer gewissen Stabilisierung beitragen können, ist dies bei Freiendsituationen kaum gegeben. Hier ist eher die antagonistische Abstützung von Relevanz, allerdings kommen Hebelkräfte und damit potenziell verbundene Zahnauslenkungen „ungebremst“ zum Tragen. Dies bedeutet, dass an die Stabilität von Pfeilerzähnen vermehrte Anforderungen gestellt werden müssen oder dass Pfeilerzähne eventuell mittels Verblockungen beziehungsweise Schienungen in einen Verbund mit weiteren Zähnen zu ziehen sind. Die Methodik und das praktische Vorgehen sind in der Literatur im Detail beschrieben [Staehle, 2020]. BEWERTUNG Die klassischen Optionen des Schließens von Einzelzahnlücken bestehen, wie oben ausgeführt, vor allem in kieferorthopädischen, prothetischen und/ oder implantologischen Eingriffen. Es gibt gleichwohl eine (latente) Nachfrage nach Alternativen, die aber mangels entsprechender Angebote kaum befriedigt wird. Die hier beschriebenen Möglichkeiten des Lückenschlusses durch direkt eingebrachte Komposite werden bislang wenig genutzt. Dies hat verschiedene Gründe materialtechnischer, patientenbezogener und behandlerbezogener Art. MATERIALTECHNISCHE ASPEKTE Komposite haben – wie oben erläutert – werkstoffkundliche Schwächen. Man traut ihnen deshalb vielfach noch nicht zu, für eine stabile Versorgung herangezogen werden zu können. Die klinische Erfahrung zeigt, dass sich die Schwächen durch besonders breite Haftflächen und große Kompositvolumina (zum Beispiel mittels Überdimensionierung) in gewissem Umfang ausgleichen lassen. Allerdings sind solchen Formanpassungen, insbesondere in vertikaler Richtung, naturgemäß Grenzen gesetzt. Materialtechnische Daten über die erforderlichen Schichtdicken bei den einzelnen Kategorien (unverblockt/verblockt) unter Berücksichtigung der individuell variablen Kaukräfte stehen noch weitgehend aus. PATIENTENBEZOGENE FAKTOREN Zu diesen Faktoren zählen unter anderem spezielle Erwartungen und Wünsche der Patienten sowie die anzutreffenden anatomisch-topografischen Verhältnisse, Pfeilerwertigkeiten, Bissverhältnisse und nicht zuletzt die Mitarbeit. In diesem Zusammenhang ist die Mundhygienefähigkeit von besonderer Relevanz. Wegen der zuweilen erheblichen Überdimensionierung von Kompositanhängern ist vor allem eine korrekte Auswahl und Handhabung von Interdentalraumbürsten unverzichtbar. Dies gilt für einen Schaltlückenschluss in gleicher Weise wie für einen Freiendanhänger. Allerdings ist das auf dem Markt anzutreffende Angebot unübersichtlich [Sekundo und Staehle, 2020]. Die Anwender sollten über die korrekte Auswahl an Interdentalraumbürsten anhand des sogenannten PHD-Wertes informiert sein. Um über ein weites PHD-Wert-Spektrum bei gleichzeitig möglichst geringer Anzahl von Interdentalraumgrößen zu verfügen, wurde das Heidelberg-Set entwickelt. Nähere Angaben dazu wurden 2020 und 2021 publiziert [Staehle et al., 2020, 2021]. BEHANDLERBEZOGENE FAKTOREN Die behandlerbezogenen Faktoren umfassen neben einer hohen Expertise in der absoluten Trockenlegung mithilfe von Kofferdam spezielle Kenntnisse über neue Insertionstechniken, zum Beispiel zur „Pontic“-Gestaltung und zur Erzielung suffizienter approZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (317) There is nosubstitutefor quality Instrumente sicher handhaben Jetzt bestellen! busch-dentalshop.de ... mit dem Bohrerständer STERI-SAFEwave • Kombination von bis zu 14 FG- und 12 WST-Instrumenten • effektive und validierte Wiederaufbereitung • rutschfester Stand ZAHNMEDIZIN | 51

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