Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (758) DER BESONDERE FALL Komplexe Behandlung eines „schiefen Gesichts“ Jan Rustemeyer, Susanne Sehhati Chafai Leuwer Patienten mit Gesichtsasymmetrien sind nicht selten in der Praxis. Eine Empfehlung für eine Therapie ist jedoch gerade dann schwer abzugeben, wenn Routineverfahren nicht indiziert sind oder nicht zum Ziel geführt haben. Dieser Fall zeigt, wie man Betroffenen durch die Kombination verschiedener Verfahren dennoch helfen kann. Eine 39-jährige Patientin stellte sich mit der Frage nach einer ästhetischen Verbesserung ihres „schiefen Gesichts“ in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Plastische Operationen in Bremen vor. Bei ihr bestünden seit Geburt eine linksseitige Unterentwicklung und eine damit verbundene Asymmetrie. Vor über 20 Jahren seien zuletzt andernorts verschiedene Therapien erfolgt, darunter kieferorthopädische Maßnahmen, Operationen am Unterkiefer und eine Transplantation eines Muskelanteils vom Rücken zur Konturverbesserung des Gesichts. Allerdings hätten alle Maßnahmen nicht dauerhaft zum gewünschten Erfolg geführt. Klinisch imponierte eine deutliche Atrophie des linken Untergesichts mit Abweichung der Gesichtsmitte nach links, so dass unter Berücksichtigung der Vorgeschichte eine hemifaziale Mikrosomie vorlag. Des Weiteren zeigten sich Narben präaurikulär sowie bogenförmig submandibulär links. Die dentale Mitte des Unterkiefers war ebenfalls nach links verschoben, die Zahnreihen allerdings gut abgestützt und die prinzipiell dysgnathe Situation dental gut kompensiert. Radiologisch zeigten sich schon im Orthopantomogramm (Abbildung 1) eine deutliche Verschmälerung des gesamten linken Unterkieferbereichs und eine vormals eingebrachte Miniosteosyntheseplatte im Bereich des aufsteigenden Unterkieferastes. Um dem verständlichen Wunsch der Patientin nach einer ästhetischen Verbesserung zu entsprechen, wurde Abb. 1: Im Orthopantomogramm sind eine deutliche Atrophie des linken Unterkiefers und das vormals eingebrachtes Osteosynthesematerial sichtbar. Foto: MVZ Fachärztezentrum Hanse (Bremen) 56 | ZAHNMEDIZIN

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