Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (781) flächentextur, Farbanpassung, marginale Adaptation, marginale Verfärbung, Karies und postoperative Sensitivität berücksichtigt. Dabei wurden ausschließlich RCTs mit Parallel- oder Split-Mouth-Design eingeschlossen. Die dabei gefundenen Studien wurden von zwei Wissenschaftlern gelesen, die die relevanten Informationen extrahierten. ERGEBNISSE Nach Durchsicht der unterschiedlichen Datenbanken wurden 1.646 Studien identifiziert. Nach Evaluation der Titel und Abstracts verblieben 630 Studien, die sich entsprechend der Anwendung der unterschiedlichen Kriterien auf 25 klinische Studien reduzieren ließen. In-vitroStudien, retrospektive Studien und Studien an Milchzähnen wurden ausgeschlossen. Letztlich verblieben 22 Publikationen für eine qualitative Analyse. Es zeigte sich, dass einige Artikel Follow-ups vorhergehender Studien waren, so dass letztlich 14 Studien für die Gesamtevaluation berücksichtigt werden konnten. Die Followup-Zeiten der entsprechenden Studien variierten von sieben Tagen bis zehn Jahren, wobei die meisten Untersuchungen Daten über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren beinhalteten. Betrachtet man die Metaanalyse, so ließ sich feststellen, dass es auch nach einem Zeitraum von fünf Jahren oder mehr keinen Unterschied in der Retention beziehungsweise Frakturanfälligkeit für beide Techniken gab. Auch die postoperative Sensitivität nach 30 Tagen war für beide Restaurationsgruppen nicht unterschiedlich. Bezüglich der sekundären Ergebnisse ließ sich feststellen, dass auch hier keine statistisch signifikanten Unterschiede für die beiden Restaurationsarten zu finden waren. DISKUSSION Im vorliegenden systematischen Review mit Metaanalyse konnte kein signifikanter Unterschied im klinischen Verhalten von Restaurationen gefunden werden, die mit Schichttechnik versus Bulkfill-Technik gelegt wurden. Damit könnten Füllungen in Bulkfill-Technik eine attraktive Alternative für Seitenzahnrestaurationen mit Komposit sein. Insbesondere die kürzere Behandlungsdauer kommt dem Wunsch vieler zahnärztlicher Kolleginnen und Kollegen nach Vereinfachung der Füllungstechnik näher. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass aufgrund der größeren Inkremente möglicherweise Polymerisationslampen mit hoher Leistung verwendet werden müssten. Ein limitierender Faktor ist sicherlich, dass die meisten Bulkfill-Kompositmaterialien eine höhere Transluzenz besitzen, so dass die Restaurationen ein gräuliches Aussehen haben. Aber möglicherweise werden die Hersteller an diesem Punkt ansetzen und ästhetisch bessere BulkfillMaterialien entwickeln. Bei den eingeschlossenen Studien wurden unterschiedliche Adhäsivsysteme verwendet, was aber offensichtlich relativ unproblematisch war. Die vorliegende Studie hat Limitationen. Die Qualität der betrachteten Studien erscheint sehr variabel – so konnten beispielsweise bei drei Untersuchungen 20 Prozent der Restaurationen nicht nachuntersucht werden. Ebenso gab es erhebliche Unterschiede bei der Bewertung von Verzerrungsrisiken – nur vier Studien zeigten ein geringes Verzerrungsrisiko. Bei sieben Studien war nicht klar, ob es ein Verzerrungsrisiko gab, und bei drei Studien gab es ein hohes Risiko der Ergebnisverzerrung. Trotz der Limitationen sehen sich die Autoren in der Lage, ein Fazit zu formulieren. Sie schlussfolgern, dass sich das klinische Verhalten von Klasse-I- und -II-Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich klinisch nicht signifikant unterscheidet, unabhängig davon ob man die Schichttechnik oder die Bulkfill-Technik anwendet. Die Aussagekraft einer Metaanalyse ist letztlich abhängig von der Qualität der Daten der eingeschlossenen Studien – bei denen hier offensichtlich Abstriche gemacht werden müssen. Für die Schlussfolgerung der vorliegenden Studie sprechen jedoch die weitgehend übereinstimmenden Ergebnisse eines weiteren systematischen Reviews [Veloso et al., 2019]. Auch Veloso et al. konnten zeigen, dass das klinische Verhalten von Bulkfill-Kompositrestaurationen mit denen konventioneller Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich vergleichbar ist. BEDEUTUNG FÜR DIE PRAXIS Unter Berücksichtigung der für die Kompositverarbeitung wichtigen Parameter wie adäquate Trockenlegung, ausreichende Polymerisation und Auswahl eines bewährten Adhäsivsystems können zeitsparende Bulkfill-Restaurationen möglicherweise zukünftig eine größere Rolle im Praxisalltag spielen. Quelle: Manozzo Kunz et al.: Is the clinical performance of composite resin restorations in posterior teeth similar if restored with incremental or bulk-filling techniques? A systematic review and meta-analysis; Clin. Oral Investig. 26(3):2281–2297 (2022) Zur Vereinfachung von Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich werden Bulk-Fill-Materialien angeboten. Häufig wird dabei als erste Schicht ein fließfähiges Bulkfill-Komposit eingebracht und anschließend mit Universalkomposit überschichtet. Das Resultat ist in der Regel ästhetisch nicht anspruchsvoll, aber bezüglich seiner sonstigen klinischen Eigenschaften mit in Inkrementtechnik geschichteten Kompositrestaurationen vergleichbar. Foto: Prof. Dr. Olga Polydorou ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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