Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (782) SCHÜLERBEFRAGUNG IN LONDON „Warum willst du jemandem den ganzen Tag in den Mund gucken?“ Wie sehen Teenager die Zahnmedizin als potenziellen künftigen Beruf – was reizt sie und was hält sie davon ab, Zahnarzt zu werden? Britische Forscher haben dazu Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren der Sekundarstufe I und II aus dem Großraum London befragt. Insgesamt 91 Jugendliche verschiedener Schulen wurden interviewt, alle waren akademisch begabt und naturwissenschaftlich interessiert. Die Mehrheit hatte vor, Medizin oder Zahnmedizin zu studieren, und war auch schon dabei, sich auf die strengen Zulassungsprüfungen vorzubereiten. Von den verbleibenden Schülern gaben 10 an, dass sie noch nicht wüssten, was sie studieren wollen, 14 wollten lieber in eine ganz andere Richtung gehen. Warum also finden Teenies den Zahnarztberuf attraktiv? Ausschlaggebend war für sie, dass es sich um einen wissenschaftlich orientierten Beruf handelt. So berichteten sie, dass sie Spaß am Studium naturwissenschaftlicher Fächer hätten und darin auch erfolgreich seien. Zudem registrierten sie die Bedeutung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in der Welt. Und schließlich biete die Zahnmedizin die Möglichkeit, dieses Wissen im Job auch anzuwenden. Als großes Plus wurde das Einkommen genannt, wie dieses Zitat belegt: „Das hat noch niemand erwähnt, aber das Gehalt ist auch ziemlich gut.“ Auch der hohe Status spielt bei der Entscheidung eine erhebliche Rolle: „Ich glaube, als Erwachsener ist man sich sehr bewusst, dass es sich um einen angesehenen Beruf handelt.“ Allerdings wurde die Zahnmedizin im Vergleich zur Humanmedizin als Fach mit geringerem Maß an Verantwortung wahrgenommen. Auf die Frage, ob es besser sei, Arzt oder Zahnarzt zu sein, sagte ein Schüler: „Zahnarzt – weil man nicht wirklich das Leben eines Menschen riskiert, man riskiert nur seine Zähne.“ „ZAHNÄRZTE WERDEN WIR IMMER BRAUCHEN“ Motivierend sind für viele Teenager auch die Jobaussichten und die Garantie auf einen sicheren Arbeitsplatz: „Das ist ein Beruf fürs Leben. Wir werden immer Zahnärzte brauchen.“ Zugleich äußerten etliche Schüler aber Zweifel daran, im Geschäftsleben bestehen zu können, das heißt, ein Unternehmen zu führen und gleichzeitig Zahnmedizin zu praktizieren, wie das Zitat zeigt: „Ich denke, dass die geschäftliche Seite der Zahnmedizin auch eine Menge Stress auf den Schultern bedeutet.“ Die Work-Life-Balance und flexible, regelmäßige Arbeitszeiten sind für männliche und weibliche Schüler gleichermaßen zentral, was den Autoren zufolge darauf hindeutet, dass die Rollenaufteilung zwischen Männern und Frauen nicht mehr so tradiert ist wie früher. Dennoch waren aus ihrer Sicht stereotype traditionelle Frauenrollen immer noch erkennbar. Die Tatsache, dass die Zahnmedizin eine „Selbstverwaltung“ ermöglicht, war ebenfalls elementar: „Man kann seine Arbeit unabhängig erledigen. Und das ist es, was ich daran mag.“ Interessant ist, dass das Arbeitsumfeld von Schülern, die mit einem Medizinstudium liebäugeln, als demotivierend, von den angehenden Zahnmedizinern jedoch als motivierend empfunden wurde: „Es ist nicht so hektisch wie bei Ärzten im Krankenhaus. Es macht mehr Spaß, ist entspannter.“ Die „Behandlung ganzer Fälle“ fanden indes alle Befragten spannend, selbst die, die nicht vorhatten, Zahnmedizin zu studieren. Was laut Autoren nicht nur mit der Art der Leistungserbringung in der Zahnmedizin zusammenhängt, sondern auch mit der sozialen Interaktion und dem Status. Zu dem Beruf hingezogen fühlen sich viele auch, weil die Zahnmedizin ein „Spezialgebiet innerhalb der Medizin“ sei – ERGEBNISSE Was die Jugendlichen für ein Zahnmedizinstudium begeistert: 1. Es ist wissenschaftlich fundiert. 2. Es bietet Status und Sicherheit. 3. die Struktur der Leistungserbringung 4. die Karrieremöglichkeiten 5. Man hat viele soziale Interaktionen. 6. Es erfordert persönliche Fähigkeiten wie Fürsorge. 7. Man hat einen beruflichen Abschluss. Was sie davon abhalten könnte: 1. die mangelnde Vielfalt innerhalb des Berufs 2. das negative Image von Zahnärzten im Unterschied zu Humanmedizinern 3. eine Abneigung gegen den anatomischen Bereich 80 | GESELLSCHAFT

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