Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9

zm112, Nr. 9, 1.5.2022, (855) merksamkeit auf bestehende Informationsangebote zu lenken, denn die Kammern und KZVen machen hier schon sehr viel, Stichwort: Patientenberatung. Wir müssen das nur noch offensiver nach außen darstellen.“ Die drei mit dem Präventionspreis 2021 ausgezeichneten Initiativen docken an die Bestrebungen der BZÄK an. SENIOREN VERBESSERN IHRE EIGENKOMPETENZ Den ersten Preis erhielten Prof. Dr. Hüsamettin Günay und Dr. Karen Meyer-Wübbold von der Arbeitsgruppe „Zahnärztliche Gesundheitsförderung – interdisziplinär“ an der Medizinischen Hochschule Hannover. Ihr Projekt trägt den Titel: „Unterstützung der Eigenverantwortung und Verbesserung der Mundhygiene bei Senioren durch Selbstkontrolle.“ Ihr Pilotprojekt bezieht sich auf den Bereich der häuslichen Mundhygiene. Die Arbeitsgruppe konnte aufzeigen, dass sich durch eine Selbstkontrolle des Putzvorgangs und des Putzergebnisses eine erhöhte Gesundheitskompetenz erreichen lässt. Zunächst entwickelte die Arbeitsgruppe ein Mundhygieneprotokoll, bei dem der Patient täglich die von ihm durchgeführte Zahnputzsystematik dokumentieren kann. Dazu wird dem Patienten speziell abends die Durchführung der Putzsystematik „KIAZZPlus“ empfohlen. Dabei wird zunächst mit der Kauflächenreinigung begonnen, danach mit den Innenflächen fortgefahren und schließlich werden die Außenflächen gereinigt. Im Anschluss daran erfolgt die Reinigung der Zunge und der Zahnzwischenräume. Danach sollen sich die Patienten noch einmal gesondert mit einer gleich großen Menge (erbsengroß) Zahnpasta mindestens eine Minute lang die bereits gereinigten Zahnoberflächen und das Zahnfleisch systematisch in kleinen kreisenden Bewegungen reinigen (Plus). Zur Dokumentation für den Patienten hat die Gruppe einen Abakus aus Holzperlen und Metall entwickelt. Mit diesem Tool kann der Patient die Selbstkontrolle in spielerischer Form selbst durchführen und hat am Ende der Woche einen Überblick über seine Putzerfolge. Zusätzlich hat die Arbeitsgruppe eine App beziehungsweise ein Computerprogramm entwickelt. Damit können die Ergebnisse täglich, wöchentlich oder monatlich, also auch über einen längeren Zeitraum, rückblickend ausgewertet werden. Bei der App hat der Patient die Möglichkeit, zusätzlich auf Informationen zur Durchführung der Zahn- und Mundhygiene in Bild-, Schrift- oder Videoform zuzugreifen. Dies kann als Erinnerungshilfe genutzt werden. Die App und auch der Abakus sind laut der Arbeitsgruppe geeignete Mittel, um ältere Patienten bei ihrer Selbstkontrolle zu unterstützen und deren Mundhygiene signifikant zu verbessern. ONLINE-PLATTFORM GLOBE SMILE Der zweite Preis ging an Dr. AnnaLena Hillebrecht und Simone Steffens vom Universitätsklinikum Freiburg. Sie haben mit dem Projekt „Globe Smile“ eine kultursensible OnlinePlattform zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz von Personen mit Fluchthintergrund geschaffen. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um Menschen, die in ihren Heimatländern oder auf der Flucht keinen Zugang zu zahnmedizinischen Präventionsprogrammen hatten/haben, für Oralprophylaxe-Maßnahmen zu sensibilisieren. DIE INITIATIVE Das Ziel der 2015 von Bundeszahnärztekammer und CP GABA ins Leben gerufenen Initiative des Präventionspreises ist es, praxisrelevante Präventionskonzepte zu fördern, die zu einer mundgesunden Zukunft führen. Erfolgreiche Projekte und vielversprechende Ansätze sollen identifiziert, ausgezeichnet und durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. Der unabhängigen Jury für die Preisverleihung gehören unter anderem PD. Dr. Ghazal Aarabi (Universitätsklinikum Hamburg), Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (RWTH Aachen), der Mitautor der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V), Prof. Dr. Ulrich Schiffner (Universitätsklinikum Hamburg)) sowie Prof. Dr. Falk Schwendicke (Charité Berlin) an. 2. Preis: Simone Steffens (l.), Dr. Anna-Lena Hillebrecht Foto: privat Übergabe einer Visitenkarte im Camp für Geflüchtete auf Lesbos: Die Visitenkarte ermöglicht über einen QR-Code den Zugang zur Online-Plattform „Globe Smile“, auf der aktuell ein Video zur Durchführung von Mundhygienemaßnahmen hinterlegt ist. Foto: Steffens POLITIK | 45

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