Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm112, Nr. 10, 16.5.2022, (984) freien Tagen konnte das Rivaroxaban komplikationslos angesetzt werden. DISKUSSION Zystische Raumforderungen im Unterkiefer sind heterogene Entitäten. Von asymptomatischen, apikalen Aufhellungen im Zahnfilm bis hin zu ausgedehnten Raumforderungen mit Verdrängung der Nachbarstrukturen ist eine Diagnosestellung häufig nur durch bildgebende Verfahren und histopathologische Sicherung in interdisziplinärer Zusammenarbeit möglich [Düker, 2000]. Sind die betroffenen Patienten zudem durch Allgemeinerkrankungen oder Medikamente vorbelastet, kann die Diagnostik zusätzlich ein Risiko darstellen [AWMF, 1999]. Nach Anamnese und Erhebung von etwaigen Symptomen sowie Beschwerdeart und -beginn sollten im bezahnten Kiefer die angrenzenden Zähne auf Vitalität und Perkussionsempfindlichkeit sowie Lockerungsgrad geprüft werden. Im unbezahnten Kiefer sind Schleimhautveränderungen wie Rötung, Schwellung oder Perforationen zu beachten. Anschließend wird ein Röntgenbild, beispielsweise ein OPTG, angefertigt. Hier ist auf die Begrenzung der Raumforderung, Wurzelresorptionen oder Wurzelverdrängung zu achten. Gibt es Voraufnahmen, sollte unbedingt ein Vergleich zur Verlaufsbeurteilung erfolgen [Düker, 2000]. Differenzialdiagnostisch sind im bezahnten Kiefer Zysten odontogenen Ursprungs die häufigsten Diagnosen. Bei avitalem Zahn mit Bezug zur Zyste handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine radikuläre Zyste. Steht die Zyste hingegen in Bezug zu einem retinierten Weisheitszahn, kommt nicht selten eine follikuläre Zyste infrage [Schwenzer/ Ehrenfeld, 2011]. Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine glatt begrenzte Raumforderung im unbezahnten Kiefer, so dass zur weiterführenden Diagnostik zunächst eine dreidimensionale Röntgenaufnahme zur besseren Beurteilbarkeit der Ausdehnung des Befunds indiziert ist. Anschließend wurde zur Sicherung der Entität eine ProbeQuelle: Abteilung digitale Medien, Zahnklinik des Universitätsklinikums Leipzig Abb. 5: Intraoperative Darstellung des gecoilten, also mittels angiografisch kontrolliert eingebrachten Mikrokatheters verschlossenen und thrombosierten Hämangioms (*): Im anterioren Bereich zeigt sich der Nervus mentalis im Foramen mentale (schwarzer Pfeil), der zuvor (als Nervus alveolaris inferior) durch den Befund läuft. Quelle: Abteilung digitale Medien, Zahnklinik des Universitätsklinikums Leipzig Abb. 6: Intraoperativer Situs nach chirurgischer Entfernung des Hämangioms: Unter vorsichtiger Präparation konnte der Nervus alveolaris inferior in seiner Kontinuität (schwarze Pfeile) erhalten werden. Hier wird er mittels Nervhäkchen dargestellt. Weiterhin kommt der Venter anterior des Musculus Digastricus (*) zur Darstellung. Quelle: Abteilung digitale Medien, Zahnklinik des Universitätsklinikums Leipzig Abb. 7: Mithilfe der passgenauen patientenspezifischen Rekonstruktionsplatte kann der Kiefer belastungsstabil versorgt werden (schwarze Pfeile). Der Nervus mentalis zeigt sich auch hier unversehrt (*). 66 | ZAHNMEDIZIN

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