Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm112, Nr. 11, 1.6.2022, (1058) INTERVIEW MIT DR. MICHAEL FRANK ZUM ABSCHLUSS SEINER ERO-PRÄSIDENTSCHAFT „Das internationale Engagement ist oftmals auch ein Frühwarnsystem!“ Drei Jahre war Dr. Michael Frank Präsident der European Regional Organization (ERO) des Weltzahnärzteverbands FDI. Jetzt hat er den Staffelstab weiter an die Slowakin Simona Dianišková weitergegeben. Wie die europäische Gesundheitspolitik direkt auf die deutsche Zahnarztpraxis durchschlägt, erzählt er hier. Wie sehen Sie im Rückblick Ihre drei Jahre ERO-Präsidentschaft? Was waren die größten Herausforderungen und prägendsten Themen in dieser Zeit? Dr. Michael Frank: Die Übernahme der ERO-Präsidentschaft habe ich als bereichernd empfunden. Die Arbeit im internationalen Umfeld war vielfältig. Und wir konnten als Vorstand wichtige Projekte anstoßen: So haben wir mit dem für Europa zuständigen Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kopenhagen Kontakt aufgenommen, um die Vorhaben in der Mundgesundheit zu koordinieren, wir haben die ERO-Arbeitsgruppen neu strukturiert und wir haben im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin einen neuen Schwerpunkt gesetzt. Allerdings war meine Präsidentschaft zu einem guten Teil von der CoronaPandemie und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen geprägt. Vollversammlungen des ERO-Plenums mussten ausfallen oder ausschließlich digital stattfinden, die Vorstandsarbeit musste über Videoschalten laufen und auch sonstiger fachlicher Austausch beschränkte sich auf Online-Konferenzen. Aber, und das ist das Wichtige aus dieser Zeit, die Zusammenarbeit hat digital sehr gut funktioniert – sogar eine ganze Vollversammlung mit Verdolmetschung und Abstimmungen konnten wir erfolgreich digital durchführen. Aber natürlich fehlt der persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den ERO-Ländern. In den letzten Wochen ist der UkraineKrieg bestimmend. Hier hat sich die ERO, zusammen mit dem Council of European Dentists, in einer Resolution klar solidarisch mit der Ukraine gezeigt und den Angriffskrieg Russlands aufs Schärfste verurteilt. Darüber hinaus gab es viele Solidaritäts- und Hilfsaktionen für die ukrainische Kollegenschaft aus den nationalen Verbänden, was mich sehr beeindruckt hat. Welche Folgen hat die internationale Gesundheitspolitik auf die Zahnarztpraxen in Deutschland? Ist das nicht zu weit weg? Die internationale Gesundheitspolitik und die dort getroffenen Entscheidungen haben deutliche Auswirkungen bis hinein in die deutsche zahnärztliche Praxis. Das beste Beispiel dafür ist die aktuell laufende Diskussion über Phase-Down versus Phase-Out von Amalgam. Dies wird international auf Ebene der Vereinten Nationen in den nächsten Monaten entschieden und über die europäische Gesetzgebung dann unmittelbar im deutschen Versorgungsalltag ankommen. Auch die Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen oder der Pandemie kann nicht national geschehen, sondern muss länderübergreifend gedacht werden. Ebenso profitieren die deutschen Praxen vom internationalen Austausch der Zahnmedizin und der Gesundheitspolitik. Dies zu fördern war mir als ERO-Präsident immer ein großes Anliegen. Wir können nur gemeinsam stark sein. Eine gute internationale Vernetzung hilft auch im nationalen politischen Kontext Herausforderungen anzugehen und Entwicklungen einzuschätzen. So sehen wir in Italien und Spanien bereits, welche negativen DR. MICHAEL FRANK ... ist scheidender Präsident der ERO und weiterhin Präsident der Zahnärztekammer Hessen. Foto: G. Tsiogas 32 | POLITIK

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