Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1147) renden und prothetischen Maßnahmen keine weiteren Auffälligkeiten auf (Abbildung 1). Es wurde die Indikation zur Entfernung der Raumforderung samt Extraktion des Zahnes 25 gestellt. Nach crestal palatinaler Inzision und Umschneidung der MAV konnte ein mukoperiostaler Lappen gebildet und die faziale Kieferhöhlenwand großflächig dargestellt werden. Der Zahn konnte komplikationslos entfernt werden. Zur Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstands erfolgte die großflächige Osteotomie des linken Oberkiefers mit der Knochensäge bis zur anterioren Kieferhöhlenwand parallel zur Okklusionsebene (Abbildung 2). Distal erfolgte das Absetzen mit dem Obwegeser-Meißel. Der Befund konnte anschließend in toto entfernt werden (Abbildung 3) und die MAV mittels einer plastischen Deckung nach Rehrmann unter Verwendung des Bichat‘schen-Fettpfropfs mehrschichtig verschlossen werden. In der Histopathologie zeigte sich der Befund eines 3,8 cm großen muralen (Infiltration in die Zystenwand) Ameloblastoms mit plexiformem und zystischem Wachstumsmuster – von einer Resektion in toto mit einem Sicherheitsabstand von > 1,5 mm konnte ausgegangen werden. Eine Transformation in ein malignes Ameloblastom war nicht nachweisbar. Im Rahmen der nun dreijährigen Nachsorge konnte kein Hinweis auf ein Rezidiv gesehen werden. Eine Rekonstruktion des Knochens wurde bisher von der Patientin bei nicht vorhandenen Einschränkungen der Mastikation und der Phonation abgelehnt. DISKUSSION Das Ameloblastom ist in Deutschland nach dem Odontom der zweithäufigste odontogene Tumor: Die globale Inzidenz wird auf 0,5 Fälle pro Million Personenjahre geschätzt, wobei vornehmlich Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren betroffen sind. Meist handelt es sich bei klinisch vornehmlich schmerzlosen Kieferauftreibungen um (radiologische) Zufallsbefunde und das bei bis zu 80 Prozent der Fälle im posterioren Unterkiefer/Kieferwinkel. Die benigne epitheliale Läsion wächst langsam und lokal invasiv und weist in den meisten klinischen Fällen einen gutartigen Verlauf auf. Nach der neuen WHO-Klassifikation von 2017 werden Ameloblastome in konventionelle, extraorale/periphere sowie unizystische und metastasierende Subtypen eingeteilt [Baumhoer, 2018; Schneider und Kämmerer, 2019]. So wird der früher als solide/ multizystisch bezeichnete Tumor genauso wie die früher als desmoplastisch bezeichnete Läsion nun als konventionelles Ameloblastom bezeichnet [Baumhoer und Holler, 2018]. Das im vorliegenden Fall aufgetretene unizystische Ameloblastom ist ein Subtyp, der aus einer großen Zyste besteht, und zeigt eher ein gutartiges Wachstumsverhalten, auch bei konservativer Therapie wie zum c CME AUF ZM-ONLINE Unizystisch-murales, plexiformes Ameloblastom im Oberkiefer Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. DR. MED. DR. MED. DENT. BENJAMIN BEGER Zahnärzte Dr. Hansen Carrer d‘Antoni Calafat Toni Pino, 24, 07157 Port d‘Andratx, Illes Balears, Mallorca Foto: privat Abb. 2: Intraoperative Situation nach Eröffnung der Kieferhöhle über einen vestibulären Zugang: Der Zahn 25 befand sich in direktem Kontakt mit der Läsion. Foto: Peer W. Kämmerer ZAHNMEDIZIN | 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=