Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1278) DIABETES IN DER ZAHNMEDIZIN – TEIL 1 Biologische und klinische Assoziationen von oraler Gesundheit und Diabetes Gerhard Schmalz, Deborah Kreher, Dirk Ziebolz Dass ein Diabetes mellitus einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Mundgesundheit hat, ist inzwischen bekannt. Besonders intensiv untersucht sind dabei die Zusammenhänge mit parodontalen Erkrankungen. Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse fehlt jedoch immer noch ein adäquates klinisches Versorgungskonzept, das die patienten-individuellen Risiken systematisch adressiert. In einem zweiteiligen Beitrag skizzieren die Autoren, wie eine individualpräventive Betreuung und daran anknüpfende Praxiskonzepte gestaltet werden können. Teil 1 bietet zunächst ein Update zu den oralen Implikationen des Diabetes. Die weitverbreiteten oralen Erkrankungen Karies und Parodontitis sind multifaktorieller Genese – wenngleich für beide Krankheitsbilder eine primäre Assoziation zu einem potenziell pathogenen Biofilm besteht, beeinflussen lokale und systemische, angeborene sowie erworbene Faktoren deren Entstehung und Progression [Pitts et al., 2017; Kinane et al., 2017]. Insbesondere Parodontalerkrankungen treten hierbei mit einer Vielzahl an systemischen Erkrankungen in Wechselwirkung, wobei jedoch insgesamt schwierig zu bewerten bleibt, ob hier eine Kausalität oder eine Koinzidenz besteht [Winning und Linden, 2017]. Die bidirektionale Beziehung zum Diabetes mellitus stellt in diesem Kontext das wohl am besten untersuchte Beispiel dar, das im Dialog von Parodontologen und Diabetologen bereits umfangreich diskutiert und beschrieben wurde [Sanz et al., 2017]. Beim Diabetes mellitus können verschiedene Typen unterschieden werden, wobei Typ I und Typ II die größte praktische Relevanz für den Zahnarzt aufweisen (Tabelle 1). Grundsätzlich zeichnet sich eine Diabeteserkrankung durch einen dauerhaft erhöhten Blutglukosespiegel aus (Tabelle 2). Der Typ-I-Diabetes stellt eine Erkrankung mit angeborener Genese dar, bei der es aufgrund der auto-immunen Destruktion von Pankreaszellen zum Insulinmangel und dadurch zu einer Hyperglykämie kommt [Atkinson et al., 2014]. Im Gegensatz hierzu stellt der Typ-IIDiabetes eine erworbene Insulinresistenz dar, die sich primär als Konsequenz der Lebensgewohnheiten (Übergewicht, Ernährungsweise, Rauchen, mangelnde Bewegung) entwickelt [Chatterjee et al., 2017]. Foto: AdobeStock_urbans78 36 | ZAHNMEDIZIN

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