Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1319) Arbeitgeberprofil für das Karriereportal Xing. Glasdoor geht ähnlich vor und monetarisiert seine Zusammenarbeit mit dem Job-Portal Indeed. Wen das noch nicht überzeugt, den informieren die Portale, dass Premiumkunden auch auf Profilen ihrer direkten Konkurrenten werben können – selbst aber vor Anzeigen der Marktbegleiter geschützt sind. Haben Sie ein Déjà-vu? Richtig, das in den vergangenen Jahren wiederholt kritisierte Geschäftsgebaren des Arztbewertungsportals jameda hat schon große Ähnlichkeit. IHRE PRAXIS KÖNNTE EINE „TOP COMPANY“ WERDEN ... kununu bedient auch den Kundenwunsch, sich per werbewirksamer Auszeichnung von anderen abheben zu wollen – und bereichert den Kanon der landauf landab inflationär vergebenen Design- oder NachhaltigkeitsAwards um das Arbeitgeber-Qualitätssiegel „Top Company“. Wer die Auszeichnung 2022 für sich beanspruchen und auf Aufsteller, Zertifikate und „Company-Türsticker“ gedruckt sehen möchte, muss mindestens sechs Bewertungen mit einem Notendurchschnitt von 3,8 Sternen vorweisen können. Und 990 Euro zahlen. Ein Grund zur Panik für die Zahnärzteschaft ist das noch nicht, einzelnen PraxisbetreiberInnen könnte der Trend aber jetzt schon Bauchschmerzen bereiten. Denn beim Portal kununu, das nach eigener Aussage Bewertungen von mehr als einer Million Arbeitgebern listet, finden sich nach der Eingabe des Stichworts „Zahnarzt“ bislang 49 Unternehmen – einzelne davon wurden jedoch ganz schön abgestraft (siehe Screenshot auf der nächsten Seite). Immerhin: Eine vollständige Listung aller Unternehmen beziehungsweise Arztpraxen nach dem Vorbild jamedas gibt es (noch) nicht. Trotzdem sollten Praxischefinnen und -chefs den Trend nicht komplett ignorieren, rät die Bitkom. Denn knapp die Hälfte aller NutzerInnen informiere sich online über Bewertungen von Arbeitgebern „und viele lassen sich bei der Job-Suche davon beeinflussen“, schrieb der Digitalverband bei der Veröffentlichung seiner bislang letzten, repräsentativen Studie zu dem Thema im April 2021. Damals gaben 47 Prozent der Befragten an, sich mindestens einmal online über Bewertungen von Arbeitgebern informiert zu haben. Damit war der Wert innerhalb von nur drei Jahren um elf Prozentpunkte gestiegen. „Online-Rezensionen spielen in der Arbeitswelt eine ähnliche Rolle wie beim Online-Shopping. Eine gute Bewertung kann die Entscheidung für einen Job-Wechsel maßgeblich beeinflussen – und die Bedeutung wird immer größer“, gab Bitkom-Arbeitsmarkt-Expertin Adél Holdampf-Wendel damals zu bedenken. Bewertungen sollten Arbeitgeber darum ernst nehmen und die Chance nutzen, um die Erwartungen potenzieller Bewerbender an das Unternehmen besser kennenlernen und einschätzen zu können, lautet ihr Rat. Ob und wie ein Arbeitgeber auf eine Online-Bewertung reagiert, könne das eigene Image prägen, sagt die Expertin. Schließlich seien Online-Bewertungen für viele die erste Visitenkarte eines Arbeitgebers. HoldampfWendel: „Wer da Pluspunkte sammeln kann, hat im Kampf um die besten Köpfe eine bessere Ausgangsposition.“ Denn wie ein Arbeitgeber beurteilt wird, das hat Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen einen Job, zeigte Bitkom 2021: \ 44 Prozent aller Befragten, die sich über Arbeitgeber informiert haben, gaben an, dass das ihre Entscheidung für einen JobWechsel beeinflusst hat. \ 14 Prozent fühlten sich in ihrer Entscheidung für den neuen Arbeitgeber bestärkt. \ 18 Prozent sagten, die Arbeitgeberbewertungen hätten sie zwar verunsichert, aber sie hätten sich trotzdem für den Job entschieden. \ Und 12 Prozent haben sich aufgrund der Arbeitgeberbewertungen im Internet gegen einen möglichen Wechsel entschieden. In Großbritannien sind die Werte laut einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Beschäftigten verschiedener Branchen noch größer: Demnach gaben 69 Prozent der Befragten aus dem Gesundheitswesen an, keine Stelle in einem Unternehmen antreten zu wollen, in dem laut Online-Bewertungen eine schlechte Unternehmenskultur herrscht. 48 Prozent würden sich gar nicht erst bei schlecht bewerteten Unternehmen bewerben. Und 47 Prozent der Befragten im Gesundheitswesen gaben an, ihren Arbeitgeber auf entsprechenden Onlineportalen tatsächlich auch zu bewerten – laut Bitkom waren es 2021 in Deutschland 33 Prozent – oder andere aktiv vor einer Bewerbung zu warnen, wenn die Unternehmenskultur schlecht wäre. Vergleichbare Werte gibt es in den Branchen Banken und Versicherungen (beide 46 Prozent) und Recht (49 Prozent). Deutlich weniger sind es nur im öffentlichen Dienst (33 Prozent). ... ODER EIN SCHLECHT BEWERTETER ARBEITGEBER Die Umfrage beschäftigte sich ebenfalls mit den Effekten auf Kunden und Investoren: Demnach gaben 60 bis 72 Prozent der befragten Beschäftigten (darunter 64 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen) an, keine Produkte eines Unternehmens kaufen zu wollen, das den Ruf hat, seine Mitarbeitenden schlecht zu beBURDA HÄLT 50 PROZENT DER ANTEILE Nach dem Verkauf des Arztbewertungsportals jameda, der zum Jahreswechsel 2021/2022 wirksam wurde, konzentriert sich das Medienund Techunternehmen Hubert Burda Media offenbar auf den deutlich breiteten Markt des Employer Branding. An dem Businessnetzwerk XING ist Burda seit 2009 beteiligt, bereits 2012 übernahm der Konzern die Mehrheit. Heute ist Burda mit 50 Prozent am Hamburger Unternehmen New Work SE beteiligt, das neben Business-to Business-Diensten XING und kununu betreibt. Die Kununu-Betreibergesellschaft „XING kununu Prescreen GmbH“ ist wiederum ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Hubert Burda Media Holding KG, die laut Konzernabschluss 2020 rund 2,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete. GESELLSCHAFT | 77

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