Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1376) DER BESONDERE FALL AUS DER KIEFERORTHOPÄDIE Unilateraler Lückenschluss bei Aplasie des Zahns 12 Charlene Ecker, Ambili Mundethu, Heinrich Wehrbein, Christina Erbe Etwa jeder 20. Europäer ist von Nichtanlagen bleibender Zähne betroffen. Damit sind Hypodontie und Oligodontie die häufigste angeborene Fehlbildung. Bei der Behandlung muss grundsätzlich eine Entscheidung zwischen Lückenschluss oder Lückenöffnung getroffen werden. Der unilaterale Lückenschluss birgt die Gefahr der Mittellinienverschiebung und nimmt eine Sonderstellung ein. Das therapeutische Vorgehen am Patientenfall und Alternativen. Die 14-jährige Patientin stellte sich bei unauffälliger Allgemeinanamnese in der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universitätsmedizin der JohannesGutenberg-Universität in Mainz nach Überweisung durch den Hauszahnarzt vor. Die Anamnese ergab die Nichtanlage des Zahnes 12 bei Milchzahnpersistenz von 53, Durchbruch von 13 in Regio 12 (Abbildung 2b), Hypoplasie des 22 sowie den Verdacht auf einen retralen Zwangsbiss. Des Weiteren imponierte in beiden Kiefern ein frontaler Engstand mit retrudiert-stehender Front bei normal großen Kieferbasen (Abbildung 1). Durch Aufwanderung der Seitenzähne im Oberkiefer kam es zu einer distalen Verzahnung beidseits bei einer skelettalen Neutralbisslage mit progener Tendenz (Abbildung 2a). Das Mädchen wies keinerlei Anzeichen für eine bestehende CMD auf. Im extraoralen Befund zeigte sich aufgrund des prominenten knöchernen Kinns ein tendenziell konkaves Profil bei einem abgeflachten Nasolabialwinkel. Mit einem weiteren progenen Wachstum musste hier nicht gerechnet werden, da die Patientin den pubertären Wachstumsgipfel bereits überschritten hatte. Die Patientin störten am eigenen Lächeln die disharmonischen Zahnformen und die Schachtelstellung in der Oberkieferfront (Abbildung 1b). Neben der Harmonisierung des sichtbaren Lächelns war ihr Wunsch eine mitarbeitsunabhängige und zügige Therapie, bei einer wenig sichtbaren Behandlungsapparatur und einem vorhersagbaren Behandlungsergebnis ohne weitere Maßnahmen im jungen Erwachsenenalter. Die definierten Therapieziele waren: \Auflösen der Engstände in beiden Kiefern \protrudieren und torquen der oberen Frontzähne mit Auflösung des retralen Zwangsbisses Abb. 1: Ansicht intraoral (a: rechts, b: frontal, c: links) a b c Alle Fotos: Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsmedizin Mainz DR. MED. DENT. CHARLENE ECKER Kieferorthopädische Fachzahnarztpraxis Dr. med. dent. Iris Lifka-Franke Elisabeth-Selbert-Platz 1, 90473 Nürnberg eckercharlene@gmail.com Foto: privat 30 | ZAHNMEDIZIN

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