Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1414) Indikationsstellung für eine systemische adjuvante Antibiose darstellt [DG PARO, DGZMK S3-Leitlinie, 2020]. Die Frage nach dem Einsatz von Antibiotika (systemisch oder lokal) sollte stets eine individuelle Entscheidung sein, die sich abhängig vom Ausmaß der parodontalen Destruktion sowie vom Progressionsrisiko (Grading: Grad C) und eventuellen Ko-Faktoren gestalten muss (zum Beispiel Alter) [DG PARO, DGZMK S3-Leitlinie, 2020; Keestra et al., 2015; Harks et al., 2015; Smiley et al., 2015]. Darüber hinaus bleibt zu berücksichtigen, dass adjuvante Antibiotika generell nur einen geringen Effekt im Hinblick auf klinische parodontale Befunde haben, wie zum Beispiel die Reduktion der Sondierungstiefe und/ oder klinischer Attachmentgewinn [Teughels et al., 2020]. Entsprechend ist der Einsatz systemischer Antibiotika unter einer strengen Indikationsstellung und unter Abwägung von potenziellen Nebenwirkungen sowie einer potenziellen Resistenzbildung nur bei wenigen ausgewählten Patientenfällen angezeigt [DG PARO, DGZMK S3-Leitlinie, 2020]. Wirkung zahnärztlicher Behandlungen auf die glykämische Kontrolle Bei Patienten, die sowohl unter einer Parodontitis als auch unter Diabetes mellitus leiden, kann mit einer Parodontaltherapie der HbA1c-Wert positiv beeinflusst werden [Borgnakke, 2015]. Bereits im Jahr 2013 wurde in einer Übersichtsarbeit festgestellt, dass eine Parodontaltherapie zu einer (geringen) Senkung des Blutzuckerwertes führen kann [Engebretson und Kocher, 2013]. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass der Einfluss der Parodontitistherapie von verschiedenen Faktoren abhängt, unter anderem von der aktuellen Einstellgüte, der Schwere der Parodontitis und der Art der parodontalen Behandlungsmaßnahmen [Engebretson und Kocher, 2013]. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 bestätigt diese Erkenntnisse: durch ein indikationsbezogenes SRP kann sowohl eine Beeinflussung des HbA1c-Wertes als auch des CRP (C-reaktives Protein) erreicht werden [Baeza et al., 2020]. Durch eine systematische parodontale Therapie kann demnach unter Berücksichtigung verfügbarer Studien eine Verringerung des HbA1c-Wertes um 0,36 Prozent [Engebretson und Kocher, 2013] beziehungsweise 0,56 Prozent [Baeza et al., 2020] erzielt werden. Im Weiteren kann eine parodontale Therapie die Konzentration von TNF-alpha und CRP im Blut von Diabetespatienten senken. Eine Verringerung der Entzündungslast, widergespiegelt durch diese Zytokine, kann nachfolgend positive Auswirkungen auf die glykämische Einstellung des Diabetes haben [Artese et al., 2015]. Die positiven Effekte einer adäquaten Parodontitistherapie unterstreichen, welche bedeutende Rolle das zahnFINDRISK-Evaluation 2007 Prof. Dr. Peter E. H. Schwarz, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden Deutsche Diabetes-Stiftung . Staffelseestraße 6 . 81477 München . www.diabetesstiftung.de GesundheitsCheck DIABETES Den BMI errechnen Sie folgendermaßen: Körpergewicht (in Kilogramm) dividiert durch die Körpergröße (in Metern) im Quadrat (oder einfach nach dieser Tabelle). FINDRISK - mit nur 8 einfachen Fragen können Sie ein mögliches Risiko, in den nächsten 10 Jahren an Diabetes-Typ-2 zu erkranken, vorhersehen. Nutzen Sie die Chance - machen Sie den Test, und bleiben Sie möglichst lange gesund! nein 0 Punkte ja, in der entfernten Verwandtschaft bei leiblichen Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousinen oder Cousins 3 Punkte ja, in der nahen Verwandtschaft bei leiblichen Eltern, Kindern, Geschwistern 5 Punkte ja 0 Punkte nein 2 Punkte unter 35 Jahren 0 Punkte 35 bis 44 Jahre 1 Punkt 45 bis 54 Jahre 2 Punkte 55 bis 64 Jahre 3 Punkte älter als 64 Jahre 4 Punkte Frau Mann unter 80 cm unter 94 cm 0 Punkte 80 bis 88 cm 94 bis 102 cm 3 Punkte über 88 cm über 102 cm 4 Punkte jeden Tag 0 Punkte nicht jeden Tag 1 Punkt nein 0 Punkte ja 2 Punkte nein 0 Punkte ja 5 Punkte unter 25 0 Punkte 25 bis 30 1 Punkt über 30 3 Punkte Wie alt sind Sie? Wurde bei mindestens einem Mitglied Ihrer Verwandtschaft Diabetes diagnostiziert? Welchen Taillen-Umfang messen Sie auf Höhe des Bauchnabels? Haben Sie täglich mindestes 30 Minuten körperliche Bewegung? Wie oft essen Sie Obst, Gemüse oder dunkles Brot (Roggen- oder Vollkornbrot)? Wie ist bei Ihnen das Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht (Body-Mass-Index)? Wurden bei ärztlichen Untersuchungen schon einmal zu hohe Blutzuckerwerte festgestellt? Wurden Ihnen schon einmal Medikamente gegen Bluthochdruck verordnet? Gesamtpunktzahl:____________________ Körpergröße (Meter) 48 45 43 40 38 36 34 32 30 29 27 46 43 41 38 36 34 32 31 29 28 26 44 41 39 37 34 33 31 29 28 26 25 42 39 37 35 33 31 29 28 26 25 24 40 37 35 33 31 29 28 26 25 24 23 38 35 33 31 29 28 26 25 24 22 21 35 33 31 29 28 26 25 23 22 21 20 33 31 29 28 26 25 23 22 21 20 18 31 29 27 26 24 23 22 21 20 19 18 29 27 26 24 23 21 20 19 18 17 16 27 25 24 22 21 20 19 18 17 16 15 25 23 22 20 19 18 17 16 16 15 14 23 21 20 19 18 17 16 15 14 13 13 20 19 18 17 16 15 14 14 13 12 12 1,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 110 100 90 80 70 60 50 Körpergewicht (Kilogramm) Fettsucht Übergewicht Normalgewicht Untergewicht online www.diabetesstiftung.de Siehe umseitig! Abb. 2: FINDRISK-Fragebogen zum Diabetes-Screening Quelle: [Tuomilehto et al., 2001] 68 | ZAHNMEDIZIN

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