Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1424) Adhäsion an Zungenbein und Zungenmuskulatur [Ali et al., 2013; Chou et al., 2013]. Die enge anatomische Lagebeziehung zum Zungenbein spiegelt sich auch in der Therapie wider, wobei der größte Teil der Zysten ventral des Os hyoideum auftritt. Nur 30 Prozent wurden dorsal beschrieben und bisher wurde über keinen Fall einer Zyste im Os hyoideum berichtet [Oomen et al., 2015]. Histopathologisch handelt es sich bei einer Zyste um einen mit Platten- und/ oder respiratorischem Epithel ausgekleideten und flüssigkeitsgefüllten Hohlraum. Der überwiegende Teil (51 Prozent) der medianen Halszysten ist sowohl mit respiratorischem als auch mit Plattenepithel ausgekleidet, gefolgt von mit reinem respiratorischem Flimmerepithel (38 Prozent) ausgekleideten Zysten. Deutlich seltener sind Zysten, in denen ausschließlich Plattenepithel (10 Prozent) vorliegt [Thompson et al., 2016]. In äußerst seltenen Fällen wurde auch schon das Vorhandensein von muzinösen Speicheldrüsenzellen oder Knorpelzellen in der Zystenwand beschrieben [Chou et al., 2013]. Häufig lässt sich gleichzeitig entzündliches Infiltrat nachweisen, das jedoch interessanterweise nicht mit einer klinischen Infektion und einer Entzündungsaktivität korreliert. Über den sehr häufig komplikationslosen Verlauf hinaus besteht immer die Möglichkeit einer manifesten Entzündung der medianen Halszyste, die in der Zerstörung des Zystenepithels und dessen Ersatz durch fibro-ödematöses Granulationsgewebe resultieren kann [Thompson et al., 2016]. Klinisch äußert sich dies als Rötung und Überwärmung der bestehenden Halsschwellung sowie korrelierenden laborchemischen Entzündungsparametern. Darauf muss im Rahmen der klinischen Untersuchung explizit geachtet werden. Weiterhin kann die Verschieblichkeit der Zyste durch entzündliche Verwachsungen im Verlauf der ErkranAbb. 3: Intraoperative Aufnahme des transversal-zervikalen Zugangs in Projektion auf das Os hyoideum (a) mit anschließender Liberalisierung des Zystenbalgs zwischen den Bäuchen der infrahyoidalen Muskulatur und abschließendem Wundverschluss (b-d) Fotos: Peer W. Kämmerer a b c d ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. UNIV.-PROF. DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat 78 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=