Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

müssen dabei nicht als negative Charakterzüge der betreffenden Mitarbeiterin gesehen werden. Verhaltensbiologisch sind es vielmehr die Ergebnisse von systematischem Belohnungslernen. Wenn eine Mitarbeiterin ihre Probleme „zwischen Tür und Angel“ regelmäßig erfolgreich klären konnte, ist die Dopaminausschüttung so hoch, dass dieses Verhalten systematisch trainiert wurde. NACH AUßEN MIT EINER STIMME KOMMUNIZIEREN Gerade wenn in Praxen im Schichtbetrieb gearbeitet wird, sehen sich die leitenden Zahnärztinnen oft nur selten. Empfehlenswert ist, sich mindestens eine halbe Stunde pro Woche Zeit zu nehmen, um alle anfallenden Themen und Fragen zu besprechen. Dabei geht es nicht nur um rein sachliche Fragen. Es vereinfacht die Teamführung sehr, wenn die Chefinnen gemeinsam mit einer Stimme sprechen. Je konsistenter die Führung ist, desto stärker identifiziert sich das Team mit der Praxis und mit den Zielen, die im aktuellen Zeitraum angestrebt werden. Entsteht hingegen der Eindruck, dass die Leitenden sich nicht einig sind, führt das in der Regel schnell zu einer Cliquen- oder Lagerbildung und zu Konkurrenzverhalten. Damit wird gegebenenfalls die Energie auf Reibereien innerhalb des Praxisteams und weg vom effizienten Arbeiten gerichtet. Die leitenden Zahnärztinnen müssen sich nicht immer einig sein. Es ist allerdings sehr hilfreich, diese Dissense hinter verschlossenen Türen zu klären und keine Teammitglieder über die unterschiedlichen Ansichten zu informieren. Deswegen ist es auch relevant, dass die Chefinnen eine eigene Gesprächskultur miteinander entwickeln. Im Führungsteam kann dann intern eine offene Diskussionsund Widerspruchskultur gepflegt werden. Je klarer die Konflikte hier auf der obersten Ebene ausgehandelt werden und je überzeugter die anschließend getroffenen Kompromisse sind, desto einheitlicher wirkt die Führungskultur aufs gesamte System. Je einstimmiger und kongruenter die Aussagen von der Führung vertreten werden, desto mehr Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit strahlt die Führungsebene aus. Wenn, wie im Beispiel oben, eine weitere leitende Mitarbeiterin in einen Konflikt hineingezogen wurde, ist es sinnvoll, für jene das Dilemma aufzulösen. Denn solange die leitende Mitarbeiterin in einem Dilemma zwischen ihren Führenden steht, solange wird sie keine wirksame Durchsetzungsfähigkeit dem Team gegenüber entwickeln. Deswegen ist es hilfreich, solche betroffenen Mitarbeiterinnen – sobald wie möglich – bewusst aus dem Konflikt zwischen den beiden Zahnärztinnen zu entlassen. Hier würde das bedeuten, dass Kunz die ZMP darauf hinweist, dass solche Situationen auftreten können, dass Missverständnisse und Unstimmigkeiten etwas völlig Normales sind und dass sie das Thema mit Dr. Schneider klären wird. Wenn sich die beiden Chefinnen dann einig geworden sind, ist es sinnvoll, Frau Müller über das Ergebnis zu informieren. Eine eventuell entstandene Solidarisierung mit der einen oder der anderen Partei wird dadurch aufgelöst und das erweiterte Führungsteam kann das Team wieder wirksam leiten. \ Teil 1 zur Schnittstellenkommunikation „Reibungslos durch den Tag“ finden Sie in der zm 13/2022 auf S. 70–71. Abb. 2: ... und Vereinbarungen erhält als von der Ko-Chefin. 28 | PRAXIS

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