Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zur Herstellung verschiedener PRFProtokolle auf dem Markt. Neuere Untersuchungen zeigen, dass unterschiedliche Zentrifugationsverfahren und -zeiten einen signifikanten Einfluss auf die Wachstumsfaktorexpression haben [Miron et al., 2019]. Dies könnte daran liegen, dass bestimmte Zelltypen in Abhängigkeit von der kumulativen Zentrifugalkraft unterschiedlich verteilt werden. Außerdem wurden für jede Zentrifuge verschiedene Vibrationsprotokolle festgestellt, die jeweils zu unterschiedlichem Zellgehalt und Aufbau der PRF-Membran führen [Dohan Ehrenfest et al., 2009]. Die exakte Darstellung und die begründete Auswahl unter den diversen Protokollen der Herstellungsmethoden werden demzufolge immer mehr in den Mittelpunkt der aktuellen Literaturdiskussion gestellt [Dohan Ehrenfest et al., 2018]. Die Frankfurter Arbeitsgruppe um Ghanaati et al. verglich erstmals wissenschaftlich die unterschiedlichen Protokolle und zeigte immunhistochemisch die Auswirkungen der Zentrifugalkraft auf die Verteilung von Monozyten, T- und B-Lymphozyten, neutrophilen Granulozyten, CD34-positiven Stammzellen und Thrombozyten als für die Wundheilung und die Geweberegeneration relevante Zellpopulationen innerhalb der PRF [Ghanaati et al., 2014]. Daraus entwickelte sich das „low speed centrifugation concept“ (LSCC) was in autologen PRF-basierten Matrizen zu einem signifikanten und vor allem längerfristigen Anstieg der Leukozyten- und der Thrombozytenzahl sowie der Wachstumsfaktorkonzentration führen kann [Choukroun und Ghanaati, 2018]. In Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass die bei In-vitro-Versuchen nachgewiesenen Wachstumsfaktoren auch in vivo zu einer vermehrten Gefäßneubildung und einer schnelleren Weichgewebsregeneration führen [Miron et al., 2017]. Eine eindeutige Evidenz und wissenschaftlich fundierte präklinische Studien zum möglichen Einfluss der PRF auf die ossäre Regeneration fehlen bis dato in der aktuellen Literaturdiskussion [Miron et al., 2017]. Zwar zeigen vereinzelte In-vitro-Studien einen positiven Einfluss auf die Differenzierung, die Proliferation und die Vitalität von Osteoblasten und die Inhibierung der Osteoklastogenese [Strauss et al., 2019]. In anderen, In-vivo-Studien konnte dieser Effekt jedoch nicht bestätigt werden [Faot et al., 2017]. Die kontroverse Datenlage spiegelt jedoch nicht die aktuell sehr häufige klinische Anwendung der PRF auch im Rahmen der „guided bone regeneration“ wider. Weitere (insbesondere klinische) Studien sollten daher hier dringend initiiert werden, um den praktischen Gebrauch autologer Thrombozytenkonzentrate auch in dieser Indikation wissenschaftlich fundieren zu können. INDIKATIONEN ZUR KLINISCHEN ANWENDUNG Im Bereich der dento-alveolären Chirurgie hat die Anwendung autologer Thromboyztenkonzentrate heute einen hohen Stellenwert in der klinischen Anwendung (Tabelle 1). PRF findet Anwendung sowohl in Form eines Clots, als Membran oder flüssig in Kombination mit unterschiedlichen Biomaterialien wie zum Beispiel Membranen oder partikulären Knochenersatzmaterialien. Der Clot kann nach der Zentrifugation in die Form einer Membran gepresst und mit einer sterilen Pinzette und Schere Abb. 3: Von links oben nach rechts unten: Präoperativer Befund bei einem Fibroodontom im Unterkiefer links, Auflagerungsplastik mit mittels PRF-biologisiertem xenogenem Knochenersatzmaterial („sticky bone“) und biologisierter Goretex-Membran, unten rechts: postoperativer Befund Fotos: Sebastian Blatt ZAHNMEDIZIN | 47

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