Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1528) STUDIE UNTER DER LEITUNG DER UNIVERSITÄT CAMBRIDGE Warum Kaiser Tiberius das Küssen verbot Ein internationales Forscherteam hat es geschafft, Herpesviren bis in die Bronzezeit zurückzuverfolgen. Damals begünstigte eine aufkommende Modeerscheinung die weite Verbreitung des Virus: das Küssen. Wahrscheinlich genau deshalb versuchte der römische Kaiser Tiberius Jahrhunderte später das Bützen zu verbieten. Die Geschichte des Herpes reicht Millionen von Jahren zurück. Die neuesten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der HSV-1-Virusstamm, der für Herpes-Simplex-Infektionen verantwortlich ist, vor etwa 5.000 Jahren entstand. Ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung der Universität Cambridge hat alte Genome des Herpesvirus zum ersten Mal aufgedeckt und sequenziert. Bisher stammten die ältesten genetischen Daten für Herpes aus dem Jahr 1925. KUSSVERBOT BEI OFFIZIELLEN ANLÄSSEN Die Zunahme der Übertragung vor etwa 5.000 Jahren führen die Forschenden auf das Küssen zurück, das erstmals in einem Manuskript aus der Bronzezeit in Südasien überliefert ist. Sie vermuten, dass der Brauch, der in den menschlichen Kulturen bei Weitem nicht universell ist, mit den Migrationen aus Eurasien Richtung Westen nach Europa gelangt sein könnte. Jahrhunderte später versuchte jedenfalls auch der römische Kaiser Tiberius, der von 14 bis 37 nach Christus regierte, das Küssen bei offiziellen Anlässen zu verbieten, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern – ein Erlass, der möglicherweise mit Herpes zusammenhing. Während des größten Teils der menschlichen Vorgeschichte war die Übertragung von HSV-1 jedoch „vertikal“: Derselbe Stamm wurde von der infizierten Mutter auf das neugeborene Kind übertragen. Eine der Proben alter Herpes-DNA stammt von einem Holländer aus dem 17. Jahrhundert, der leidenschaftlicher Raucher von Tonpfeifen war. Da die harte Tonpfeife gewöhnlich an der gleichen Stelle im Mund platziert wird, sind die Zähne dort sichtbar abgenutzt. Foto: Dr. Barbara Veselka 78 | GESELLSCHAFT

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