Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

noch aufrechterhalten zu können, vielerorts gelingt das nur noch mit eingeschränkten Betreuungszeiten und ähnlichen Notmaßnahmen. Ergebnis: Alle Landesarbeitsgemeinschaften (LAGen) berichten von Einrichtungen, die in der Hochphase der Pandemie zum Teil aus Angst vor Ansteckung das Zähneputzen eingestellt haben und nun nicht wieder aufnehmen. Der Grund: Das Personal nimmt die Wiedereinführung nun als Zusatzaufgabe wahr, die es nicht bewältigen zu können glaubt. Das führe in der Folge zu Konflikten, so die DAJ, die mit viel Fingerspitzengefühl gelöst werden müssen – weil die Gruppenprophylaxe auf eine gute Zusammenarbeit mit den Einrichtungen angewiesen ist. Gleichzeitig wird immer klarer, wie stark die Kindergesundheit in Deutschland während der Pandemie gelitten hat. Schuleingangsuntersuchungen zeigten eine Zunahme von Adipositas, eine verschlechterte Motorik und ein verschlechtertes Sprachvermögen, während die andauernde Ausnahmesituation zu einem höheren Zuckerund Medienkonsum geführt hat. „Jetzt ist die Politik gefragt, massiv in frühkindliche Bildung und Betreuung zu investieren“, sagt Oesterreich. „Denn nur personell kompetent und ausreichend aufgestellte Einrichtungen sind in der Lage, einen gesundheitsförderlichen Alltag für Kinder zu gestalten und sie anzuleiten, wie sie für ihre Gesundheit sorgen können. Dazu gehört unbedingt das tägliche Zähneputzen.“ Ein Lichtblick war der Mitte Juni 2021 formulierte Appell der Gesundheitsministerkonferenz an die Jugendund Familienminister sowie an die Kultusminister der Länder, das tägliche Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta in Kitas und Grundschulen „soweit wie möglich sicherzustellen“. Passiert sei allerdings de facto noch nichts, beklagt der Verein – ohne dass die Politik diese Situation wahrzunehmen scheine. Mit zwei Schreiben im März und im Juni dieses Jahres versuchte der Vorstand der DAJ deshalb, Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach dafür zu gewinnen, das tägliche Zähneputzen in Kindergärten und Schulen höher zu priorisieren und darüber hinaus „die technischen Voraussetzungen für einen flächendeckenden Ausbau der Gesundheitsberichterstattung zur Mundgesundheit in Deutschland zu schaffen“, damit für die Zukunft eine 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 74,81 46,76 23,21 Kita 76,03 50,22 16,45 Grundschule 2018/2019 2019/2022 2020/2021 Betreuungsgrad in den Einrichtungen im 3-Jahres-Vergleich (%) Mit stabil fast 80 Prozent Reichweite in Kitas und Grundschulen erreichte die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe Jahr für Jahr den überwiegenden Teil der Kinder in Deutschland. Mehrmonatige Kita- und Schulschließungen, zeitweilige Betretungsverbote für Externe in den Einrichtungen sowie der Einsatz der Zahnärztlichen Dienste in der Pandemie führten in den beiden Pandemie-Schuljahren zu einem vorübergehenden, aber dramatischen Einbruch der Betreuungszahlen. Quelle: DAJ POLITIK | 37

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