Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1980) INSTITUT FÜR GESCHICHTE UND ETHIK DER MEDIZIN DER UNIKLINIK KÖLN Zahnärzte im deutschen Kinofilm(Teil 2) Dennis Henkel, Andreas Petzke, Axel Karenberg, Joachim E. Zöller Wurde der Film-Zahnarzt in den 1960ern stark an den Rand gedrängt, machten ihm nach dem Mauerfall zusehends TV-Kollegen Konkurrenz. Zahnärztinnen hatten Anfang des 21. Jahrhundert ihren Auftritt, dann dominierten wieder die Männer. Und obwohl viele Produktionen die zahnärztliche Behandlung als Welt der Angst und Schmerzen inszenierten, kommt der Beruf erstaunlich authentisch daher. Mitte der 1960er-Jahre entwickelten sich Kino und Zahnheilkunde in unterschiedliche Richtungen. Die Zahnmedizin brach durch technische Innovationen wie Turbine (ab circa 1965), Laser (nach 1970) und OP-Mikroskop (seit 1975) zu neuen Ufern auf [Strübig, 1979]. Dagegen begann zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs ein regelrechtes Kinosterben – nicht nur, aber auch durch die Konkurrenz Fernsehen. BRD und DDR (1964–1989) Auch in diesen zweieinhalb Jahrzehnten blieb die Quote von knapp einem Leinwandzahnarzt pro Jahr konstant (Tab. 1). Allerdings setzten beide deutschen Staaten unterschiedliche Strategien ein, um die Filmwirtschaft zu unterstützen [Faulstich, 2005; Müller, 2016]. Vor allem im bundesrepublikanischen Kino kam es zu einem erschütternden Niedergang der Figur. Sie tauchte nahezu ausschließlich in Schmierenkomödien und Schlagerfilmchen, in Softpornos und Nonsensekrimis auf – der Zahnarzt als „Vater der Klamotte“. IN DER BRD WIRD DIE FIGUR ZUM VATER DER KLAMOTTE Eine willkommene Ausnahme innerhalb dieses deprimierenden Ensembles bietet „Deutschland bleiche Mutter“ von Helma Sanders-Brahms. Der Filmtitel spielt auf ein gleichnamiges Gedicht von Bertolt Brecht an mit der Zeile „Wie haben deine Söhne dich zugerichtet?“. Die Regisseurin erzählte 1979 in einer Retrospektive die tragische Liebesgeschichte von Lene und Hans, die kurz vor Beginn des Krieges heiraten und ein Kind zeugen. Als Hans (endlich) aus der Gefangenschaft heimkehrt, Abb. 1: Stadtgespräch (1995): Standbild, ursprünglich ZDF-Produktion, Regie Rainer Kaufmann, August Zirner als Zahnarzt Foto: Buena Vista International / Mit freundlicher Genehmigung von Herbert Klemens, Filmbild Fundus. DR. MED. DENNIS HENKEL Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Uniklinik Köln und Medizinische Fakultät, Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Str. 20, 50931 Köln

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