Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1984) Fernsehfilm – auch dem Aufkommen immer aufwendigerer Fernseh- wie Streaming-Serien geschuldet. Ebenso scheint der frühere Boom an Leinwandzahnärztinnen abzuebben. Diese Entwicklung kann angesichts der recht überschaubaren Filmzahl allerdings auch als historische Abweichung verstanden werden, die sich in den kommenden Jahren wieder einpendeln wird. Schlussbetrachtung Über mehr als ein Jahrhundert Kinogeschichte zeigten und zeigen Zahnärzte kontinuierlich Präsenz. Bekannte und weniger bekannte Regisseure haben sich der Figur gewidmet, etliche berühmte Schauspielerinnen und Schauspieler sie verkörpert. In allen filmischen Erscheinungsformen zusammen – also deutsche TV-Produktionen eingeschlossen – entstanden mehr als 100 dieser Charaktere. Männliche wie weibliche Filmzahnärzte traten in nahezu allen Genres auf, ihr bevorzugtes Leinwand-Biotop stellte die Komödie dar, ohne dass ihr Handeln oder gar ihre Behandlungen abgesehen von der Stummfilmzeit ein erheiterndes Element enthielten. Am häufigsten wirkten sie als Nebendarsteller, dann oft in Ausübung ihrer Profession. Aufgrund ihrer vielseitigen dramaturgischen Verwendbarkeit kann man sie ohne Übertreibung als „wichtigste Nebenrolle in der deutschen Kinogeschichte“ bezeichnen. DIE FIKTIVEN THERAPEUTEN WIRKEN AUTHENTISCH Fortschritte der Zahnheilkunde spiegeln sich durchaus in fiktionalen Repräsentationen wider, allerdings oft mit erheblichen Latenzzeiten. Über den betrachteten Zeitraum stehen konservierende und chirurgische Optionen etwa gleichgewichtig im Vordergrund. Prothetik und Prophylaxe wurden marginalisiert, Kieferorthopädie und Kieferchirurgie ignoriert – auch weil die Eigengesetzlichkeiten des Films gegenüber den Erfahrungen der medizinischen Praxis die Oberhand behielten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben Drehbuchautoren und Regisseure Zahnärztinnen lange die Kinopräsenz verweigert: in der NS- wie in der Nachkriegszeit, im Westen wie im Osten, obwohl ihr Anteil im wahren Leben ständig stieg. Erst seit Mitte der 1990er-Jahre sind Filmzahnärztinnen Normalität geworden. Fazit: Filme reflektieren nicht nur bestimmte Versatzstücke aus der Wirklichkeit, sie erzeugen auch ihr eigene Realität und prägen kraft der Macht ihrer Bilder und Geschichten das Image einer Berufsgruppe. Alles in allem wirken die fiktiven Therapeuten professionell und authentisch – und punkten damit bis heute beim Kinopublikum. \ Teil 1 finden Sie in der zm 17/2022 auf Seite 92 oder über den QR. Erratum zu Teil 1: Irrtümlich wurde in Tab. 2 Paul Ostermayr als Regisseur des Films „Die unheimliche Wandlung des Alex Roscher“ (1943) angegeben. Richtig ist aber Paul May. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. UNIV.-PROF. DR. MED. DR. DENT. JOACHIM ZÖLLER Geschäftsführender Direktor des Zentrums und Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Poliklinik für Orale Chirurgie und Implantologie, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie Kerpener Str. 62, 50937 Köln Abb. 3: Mädchen, Mädchen 2 – Loft oder Liebe (2004): Standbild, Regie Peter Gersina, Karoline Herfurth als angehende Zahnärztin Foto: Constantin Film / Mit freundlicher Genehmigung von Herbert Klemens, Filmbild Fundus. 74 | GESELLSCHAFT

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