Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1992) PSYCHISCHE GESUNDHEIT VON ZAHNÄRZTEN Bis der Druck zu viel wird Dass Zahnärztinnen und Zahnärzte besonders stark vom Burn-out-Syndrom betroffen sind, zeigen viele Studien. Die Belastungen durch die Pandemie haben die Situation weiter verschärft. Die Problematik dringt langsam an die Oberfläche und verlangt nach systemischen Lösungen. Dabei nimmt Resilienz eine zentrale Bedeutung ein, wie Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren erklärt, der sich seit 15 Jahren intensiv mit dem Thema Burn-out bei Zahnärzten beschäftigt. Die strengen Hygienemaßnahmen, abgesagte Patiententermine und der hohe Krankenstand in den Zahnarztpraxen haben dazu beigetragen, dass die Arbeitssituation als immer stressiger wahrgenommen wird, berichtet Jöhren, Zahnarzt und Lehrbeauftragter an der Universität Witten/Herdecke. Bereits 2010 war Jöhren an der Burn-out-Studie beteiligt, die die starke Belastung in der Berufsgruppe in Deutschland hervorbrachte [Wissel et al., 2012]. Die Pandemie habe das ohnehin schon straffe Arbeitsleben noch einmal verdichtet, sagt er. „Hinzu kamen gegebenenfalls auch noch wirtschaftliche Sorgen, da Eingriffe verschoben oder nur Notfallmaßnahmen durchgeführt wurden. Dabei liefen die Fixkosten der Praxen weiter – noch ein zusätzlicher Belastungsfaktor“, so der Experte. Das alles treffe auf den bestehenden Fachkräftemangel in den Praxen. Viel Arbeit werde auf wenige Schultern verteilt. Das erhöhe den Stress maßgeblich. 2010 EMPFANDEN SCHON 60 PROZENT STRESS IM JOB Im Jahr 2010 führte die Universität Witten/Herdecke in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) unter der Beteiligung von Jöhren eine bundesweit angelegte Online-Befragung durch, die „Burn-out-Studie“. Von den 1.231 Zahnärzten, die teilnahmen, gaben damals 60,99 Prozent an, die zahnärztliche Berufsausübung als „überdurchschnittlich stressig“ zu empfinden. Stressbedingte Symptome wie Antriebsmangel, Müdigkeit, Schlafstörungen und Ängste gaben jeweils mehr als die Hälfte an. 44 Prozent litten nach eigenen Angaben an Depressionen, 13 Prozent hatten sogar Suizidgedanken. Foto: Valerii Honcharuk – stock.adobe.com 82 | PRAXIS

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