Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2284) In Deutschland gibt es bislang keine Klimastrategie für das Gesundheitswesen. Doch die Relevanz und die Dringlichkeit der Thematik ist vielen Entscheidungstragenden im Gesundheitssektor bewusst, wie eine repräsentative Umfrage der Stiftung Gesundheit ergab. Befragt wurden Führungskräfte und Fachärzte zu ihrer persönlichen Einstellung und zur Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen sowie zu Barrieren bei deren Implementation. Die aktuell umgesetzten Maßnahmen für Klimaschutz in medizinischen Einrichtungen seien bei Weitem nicht ausreichend, um der Klimakrise entgegenzuwirken, heißt es in der Umfrage. 80 bis 90 Prozent der befragten Ärzte und Führungskräfte sind sich demnach bewusst, dass Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise in Gesundheitseinrichtungen notwendig sind. Allerdings fühlen sich nur 20 Prozent in ihren Bemühungen von ihren Kollegen unterstützt. Acht von zehn Befragten halten die Reduktion von Emissionen im Gesundheitssektor für eine wichtige Maßnahme und stimmten zu, dass eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit vereinbar ist. ES FEHLT AN WISSEN UND VERANTWORTUNG Allerdings fehlt es an fachspezifischem Wissen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie an klarer Verantwortlichkeit und Verankerung auf Führungsebene, heißt es in den Ergebnissen. Fast die Hälfte der Führungskräfte (45 Prozent) weiß demzufolge nicht, ob die Emissionen ihrer Einrichtung erfasst werden. Auch im Hinblick auf Klima-Anpassungsstrategien im klinischen Alltag besteht große Unkenntnis. So weiß fast ein Viertel der Klinik- und MVZ-Leitungen nicht, ob in ihrer Einrichtung eine Gefährdungsanalyse durchgeführt wurde (31 Prozent) oder ob ein HitzeAktionsplan im Einsatz ist (26 Prozent). Auch die ökologische Dimension der Überversorgung spielt laut Umfrage eine wichtige Rolle. Knapp neun von zehn Ärzten stimmten demnach zu, dass eine Vermeidung nicht notwendiger Therapien dazu beitragen würde, personelle und ökologische Ressourcen zu schonen. Deutlich wurden regionale Unterschiede: So wurden die eigene Verantwortung und die Wichtigkeit von Klimaschutz in der eigenen Einrichtung von Befragten im Osten geringer eingeschätzt als in den nördlichen, westlichen und südlichen Bundesländern. Wie die Umfrage weiter ergab, berücksichtigen Niedergelassene Nachhaltigkeitskriterien im Management ihrer Einrichtung noch nicht ausreichend – aber immer noch eher als ihre Kollegen in der Klinikleitung. Dies zeigt sich vor allem beim Kauf von Medizinprodukten und im Qualitätsmanagement. Fast zwei Drittel der Klinikleitungen gaben an, dass Umsetzungsstrategien für Nachhaltigkeitsziele in ihrer Einrichtung noch nicht genau definiert wurden. FühUMFRAGE DER STIFTUNG GESUNDHEIT Was das Gesundheitswesen fürs Klima tun könnte Eine repräsentative Umfrage der Stiftung Gesundheit zeigt: Ärztinnen und Ärzte haben ein hohes Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, doch es mangelt an Führung und Umsetzung. Viele Mediziner fühlen sich von ihren Kollegen allein gelassen und bemängeln fehlende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Foto: closeupimages - stock.adobe.com ZUR UMFRAGE Zur Teilnahme eingeladen wurden von der Stiftung Gesundheit alle 6.079 Führungskräfte in Kliniken und MVZ (Vollerhebung) sowie 15.000 ambulant und stationär tätige Fachärzte (Stichprobe), die hinsichtlich Gender, Fachgebieten, Alter sowie geografischer Verteilung repräsentativ für die niedergelassene und angestellte Ärzteschaft in Deutschland aus dem Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgung ausgewählt wurden. Die Online-Umfrage wurde dann vom 13. bis zum 27. September 2022 durchgeführt. Die Rücklaufquote betrug 1,3 Prozent bei den Führungskräften und 2,9 Prozent bei den Fachärzten. 42 | POLITIK

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