Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm112, Nr. 23-24, 1.12.2022, (2291) \ Sagittal: Wegen der leichteren klinischen Umsetzbarkeit wird empfohlen, die maximale aktive Retrusionsposition als Ausgangspunkt für die Bestimmung der Startposition in der Sagittalen zu verwenden [Sheats et al., 2020; Ippolito et al., 2020]. Dabei sollte die Startposition für den Patienten als angenehm empfunden werden (schmerz- und spannungsfrei) und – soweit möglich – bei circa 50 Prozent der maximalen Protrusionskapazität liegen (ausgehend von der maximalen aktiven Retrusion bis zur maximalen aktiven Protrusion in liegender Position nach dreimaligem Versuch in Anlehnung an die DC/TMD-Kriterien [Schiffman et al., 2014]). \ Horizontal: Die Startposition in der Horizontalachse sollte eine unter Vorschub auftretende seitliche patientenindividuelle Abweichung des Unterkiefers berücksichtigen und angenehm für den Patienten sein. Im Patientenfall wurden mit einer George-Bissgabel, gemessen an den Schneidekanten der Zähne 11 und 41, ein sagittaler Vorschub von 5 mm und eine vertikale Sperrung von 5 mm gewählt (Abbildungen 4 bis 7). Diese Position wurde einige Minuten von der Patientin getestet und als angenehm erachtet. Die so gefundene Startposition der UPS wurde mit einem schnell härtenden A-Silikon im Mund registriert (Abbildungen 8 bis 10). Eingliederung der UPS und erneute Patientenaufklärung Beim dritten Termin fand die UPSAbgabe statt. Die Eingliederung einer UPS in den Mund des Patienten setzt eine Reihe von Maßnahmen voraus, um die Wirksamkeit, die Langlebigkeit sowie die Therapieadhärenz sicherzustellen und gleichzeitig mögliche Nebenwirkungen auf ein Minimum zu reduzieren [Lavigne et al., 2020; Levine et al., 2018]. Der Zahnarzt prüft vor der Eingliederung die Integrität und die Qualität der technischen Ausführung der UPS. Passung, Retention und Lippenschluss werden anschließend im Mund des Patienten untersucht. Das selbstständige Ein- und Ausgliedern durch den Patienten muss instruiert und geübt werden. Pflegehinweise sollen gegeben werden. Die Aufklärung und die Einweisung in ein Nachjustier-, Titrationsprotokoll soll erfolgen. Über die Notwendigkeit einer Überprüfung der Wirkung der UPS durch den Schlafmediziner nach Abschluss der Titrationsphase soll in Fällen einer diagnostizierten OSA aufgeklärt werden. Außerdem ist über Verlaufskontrollen (Recall) in der Therapiephase durch den Zahnarzt und den überweisenden Arzt sowohl bei diagnostizierter OSA als auch bei Schnarchen aufzuklären. Potenzielle Nebenwirkungen müssen im Rahmen der Aufklärung mit dem Patienten im Vorfeld und nach Bedarf auch im Verlauf der Behandlung besprochen werden. Um Schmerzen im Bereich der Kiefermuskulatur und der Kiefergelenke zu vermeiden/ reduzieren, sollen kiefergymnastische Verfahren vorgeführt und eingeübt werden [Gouw et al., 2018; Sheats, 2020; Cunali et al., 2011]. Diese sollten morgens nach dem Herausnehmen und abends vor dem Einsetzen der UPS und nach Bedarf häufiger durchgeführt werden (Abbildung 11). Im Einzelfall stehen auch begleitende therapeutische Maßnahmen, zum Beispiel Physiotherapie, zur Verfügung. Zur Vermeidung oder Minimierung von Veränderungen der Zahnstellung und/ oder der Okklusion, kann der Zahnarzt gegebenenfalls individuelle Hilfsmittel (zum Beispiel ein adjustierter Front-Jig) anpassen, deren Anwendung nach dem Ausgliedern der UPS eine bessere Rückstellung des Unterkiefers ermöglicht. Eingewöhnungsphase Nach den oben genannten Instruktionen wurde die Patientin gebeten, sich nach zwei Wochen wieder vorzustellen. Die Nachjustierung einer UPS in der Eingewöhnungsphase wird definiert als die Anpassung der UPS aufgrund zahnmedizinischer Erfordernisse durch den Zahnarzt. Zum Termin berichtete die Patientin, dass sie die UPS jede Nacht getragen und keine Probleme bemerkt habe. Die Abb. 4–7: Registrierung der UPS-Startposition mit einer George-Bissgabel Fotos: Horst Kares ZAHNMEDIZIN | 49

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=