Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1-2

zm113 Nr. 01-02, 16.01.2023, (35) ZAHNMEDIZIN | 35 Das wissenschaftliche Programm war offensichtlich gut gewählt — rund 2.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte hatten sich angemeldet. Foto: Bert Bostelmann/DGI Rot-Weiß-Ästhetik als entscheidendes Kriterium für die Therapieplanung aufmerksam. Im Fall einer implantatprothetischen Versorgung bei einer Schaltlücke im Frontzahnbereich besteht die Gefahr von ästhetischen Einbußen, wenn benachbarte natürliche Zähne im Laufe der Zeit extrudieren, wobei eine Infraposition des Implantats und der Verlust des Approximalkontakts auftreten können [Bernard et al., 2004; Thilander, 2009]. Auf die Bedeutung der Rot-Weiß-Ästhetik, wenn es um die konventionelle Versorgung einer Schaltlücke im Frontzahnbereich mit einer Adhäsivbrücke geht, wies auch Kern in seiner Präsentation hin. Er betonte, dass jede Ausgangssituation individuell unter Berücksichtigung des vorhandenen Knochenangebots, der Lückenausdehnung und des Zustands der Nachbarzähne betrachtet werden sollte. Darüber hinaus sind das Alter, die allgemeine sowie die spezielle Anamnese des Patienten von Bedeutung. Studien bestätigen, dass Adhäsivbrücken im Vergleich zu implantatprothetischen Versorgungen bei Schaltlücken im Frontzahnbereich ästhetisch vorteilhafter und weniger komplikationsbehaftet sein können [Lam Walter, 2013; Sassea und Kern, 2013]. Kern betonte weiterhin, dass eine adäquate ovoid-pontic-Gestaltung des Brückenzwischenglieds im Frontzahnbereich ideale, ästhetische Ergebnisse liefert und das Weichgewebe erhalten kann. Auf den Erhalt des Weichgewebes und des Kieferknochens wies auch Cacaci hin, der auf die richtige Abutmentgestaltung aufmerksam machte. Wenn es um die Langzeitprognose der Behandlung geht, sollen außerdem die Ursache des Zahnverlusts und die entstandene Lückensituation berücksichtigt werden. Vor implantologischen Eingriffen sollte der Patient parodontal stabil eingestellt werden, da der therapeutische Langzeiterfolg ansonsten negativ beeinflusst wird. Neben dem parodontalen Ausgangsbefund ist auch auf die allgemeine Anamnese des Patienten zu achten — so geht Studien zufolge beispielsweise die Einnahme von Antidepressiva mit höheren Implantatverlustraten einher. Alle Referenten stimmten zusammenfassend darin überein, den Patienten intensiv in den Entscheidungsprozess der Therapieplanung einzubinden. Ob das Implantat immer die Therapie der Wahl darstellt, sollte individuell vom Behandler gemeinsammit dem Patienten entschieden werden. ZÄ Hannah Bleiel, Berlin Session „Implantat-AbutmentInterface“ Dr. Marco Degidi (Bologna), Dr. Oliver Hanisch (Paris) und Dr. Tomas Linkevicius (Vilnius) erörterten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich der Schnittstelle zwischen Implantat und Abutment. Dabei wurde deutlich, dass dem Zusammenspiel von Implantat und Abutment eine ent-

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