Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1-2

54 | ZAHNMEDIZIN kann, bleibt offen. Es ist fraglich, ob das alleinige präoperative Vermessen von Röntgenbildern der oben genannten Problematik gerecht wird. Die Analyse der vorhandenen Literatur und das Heranziehen eigener Daten führten zu dem Schluss, dass diese Frage aufgrund methodischer Hürden nicht sicher beantwortet werden kann. Bezüglich der Zahnlokalisation zeigen eigene Zehn-Jahres-Daten signifikante Unterschiede zugunsten des Oberkiefers. Bei der differenzierteren Betrachtung von Frontzähnen, Prämolaren und Molaren zeigte der paarweise Vergleich signifikante Unterschiede zwischen den Molaren und den FrontzähnensowiedenMolarenunddenPrämolaren. Die Unterschiede zwischen Frontzähnen und Prämolaren waren nicht signifikant [Kreisler et al., 2018]. Bei diesem Phänomen handelt es sich möglicherweise mitunter um ein statistisches Problem. Betrachtet man nämlich jede einzelne Wurzel als Lokus des potenziellen Scheiterns, steigt natürlich das Gesamtrisiko bei einem mehrwurzeligen Zahn. Das Vorhandensein von Isthmen als Ursache wurde in der Literatur diskutiert [Kim et al., 2016]. Allerdings stellt das Erkennen von diesen und deren Einbeziehen in die Präparation und Abdichtung heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit dar (Abbildung 4). Gleiches gilt für die Berücksichtigung der palatinalen Wurzel bei Oberkiefermolaren. Aufgrund der vielen Prognose-relevanten Faktoren für den Erfolg der WSR ist die Rolle des Materials für die retrograde Wurzelfüllung nur im direkten Vergleich im Rahmen einer prospektiven randomisierten Studie mit einer Verum- und einer Kontrollgruppe (RCT) möglich. Die Arbeit von Ma et al. [2016] hat in der Literatur vorhandene RCT zu dieser Fragestellung analysiert. Tatsächlich gab es bis zu diesem Zeitpunkt lediglich sechs RCTs, die den Einfluss des Wurzelfüllmaterials auf den Erfolg einer WSR untersucht hatten. In der überwiegenden Zahl der Fälle handelte es sich um Studien mit einer Nachbeobachtungsdauer von einem Jahr. Zwei Studien verglichen MTA mit IRM, eine Studie MTA mit Super-EBA, eine Studie IRM mit Super-EBA, eine Studie ein Komposit mit einem Glasionomerzement und Abb. 5a: Präoperatives OPTG mit Hinweis auf eine dentogene Kieferhöhlenaffektion Abb. 5b und 5c: In der DVT zeigte sich die rechte Kieferhöhle wandständig verdickt mit Zeichen eines hyperdensen Randsaums, was auf das Vorliegen einer radikulären Zyste hindeutet. Als dentogener Fokus kamen der unvollständig wurzelgefüllte Zahn 15 mit apikaler Osteolyse sowie der endodontisch unbehandelte Zahn 16 infrage. Das Ostium naturale war verlegt, so dass bei den täglichen Kieferhöhlenspülungen keinerlei Sekret nasal entweichen konnte. Nach präoperativer Wurzelkanalbehandlung des Zahns 16 wurde die Zyste in Intubationsnarkose über einen Knochendeckel antrozystostomiert, eine Infundibulotomie durchgeführt, mittels Fingerling gesichert und abschließend die Wurzelspitzen von 15 und 16 reseziert und retrograd gefüllt. Abb. 5d: Postoperatives OPTG a c d b Fotos: Matthias Kreisler zm113 Nr. 01-02, 16.01.2023, (54)

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