Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

zm Nr. 03, 01.02.2023, (146) 52 | ZAHNMEDIZIN FORTBILDUNG „DIE ZWEITE CHANCE“ Therapieoptionen nach Implantatverlust und Prävention von Folgeschäden Peter Rammelsberg Welche Möglichkeiten für prothetische Versorgungen verbleiben nach einem Implantatverlust? Die Prognose einer Nachimplantation ist zwar schlechter als bei der Erstimplantation – die Therapieoptionen sind jedoch besser, wenn bereits bei der primären Implantatplanung ein späterer möglicher Misserfolg in die Überlegungen einbezogen wird. Implantat-gestützte Kronen, Brücken und Prothesen weisen langfristig gute Überlebensraten auf [Pjettursson, 2008; Moraschini, 2015]. Je nach Versorgungsart kann die Lebensdauer dieser Restaurationen allerdings durch Komplikationen der Suprastruktur oder durch Implantatverluste verkürzt werden. Schwerwiegende Komplikationen an der prothetischen Versorgung lassen sich in der Regel durch Erneuerung derselben beheben, ohne dass die Implantate ersetzt werden müssen. Dagegen stellen Implantatverluste häufig das bisherige Versorgungskonzept infrage oder machen Nachimplantationen notwendig, je nach Knochenangebot an gleicher Position oder in benachbarten Regionen. In den zahlreichen — teils reichlich bebilderten — Fortbildungsartikeln über implantologische Versorgungen spielen Implantatverluste und Misserfolge kaum eine Rolle. Meist entsteht der Eindruck, dass sich diese vermeiden lassen, wenn nur die modernsten Verfahren undMaterialien zum Einsatz kommen. Werden Implantatverluste überhaupt thematisiert, erscheinen sie häufig als Einzelschicksale, die durch eine Verquickung unglücklicher Umstände oder durch vermeidbare Fehler infolge unzureichender Erfahrungen des Operateurs oder des Prothetikers auftreten. Klinische Langzeitstudien und Reviews dokumentieren jedoch, dass nach zehn Jahren mit einer Verlustrate von circa zehn Prozent zu rechnen ist, ohne dass dabei Behandlungsfehler eine Rolle spielen müssen. Daher müssten inDeutschland grob geschätzt circa 100.000 Implantate im Jahr verloren gehen, wenn man berücksichtigt, dass die Anzahl der jährlich in Deutschland gesetzten Implantate bei über einer Million liegt (Schätzung der DGI für 2018: 1,3 Mio [ZWP online, 2018]). Eine intensivere Beschäftigung mit den Folgen von gescheiterten Implantaten erscheint deshalb gerechtfertigt, auch wenn Misserfolge häufig erst nach einer mehr oder weniger langen erfolgreichen Nutzungsdauer auftreten. Steht nach einem Implantatverlust eine prothetische Neuversorgung an, so ist die Nachimplantation eine wichtige Therapieoption. Die Prognose von nachimplantierten Implantaten ist allerdings bisher weitgehend unbekannt. Die wenigen klinischen Studien sind auf kleine Stichprobenumfänge und kurze Beobachtungszeiten begrenzt [Agari und Le, 2020; Kim et al., 2010; Oh et al., 2020; Wang et al., 2015]. Daher sollte im Rahmen einer prospektiv dokumentierten klinischen Langzeitstudie auch die Prognose von Implantaten, die nach einem vorangegangenem Implantatverlust gesetzt wurden, systematisch evaluiert werden. Optionen nach Implantatverlust Auch wenn ein Implantat im Allgemeinen mit der Erwartung gesetzt wird, möglichst lebenslang funktionell suffizient in situ zu bleiben, sollte der Gedanke an einen Misserfolg von vornherein in die Planungen bei der Erstimplantation einbezogen werden. Die einfachste Reaktion auf einen Implantatverlust stellt die Re-Implantation am gleichen Ort dar, weil das bisherige prothetische Versorgungskonzept dabei nicht geändert werden muss. Dies setzt jedoch voraus, dass das Knochenangebot nach dem Implantatverlust für eine Zweitimplantation noch ausreicht. Da die meisten Implantatverluste durch Periimplantitis mit entsprechenden Knochenverlusten bedingt sind, ist diese günstige Konstellation — selbst nach längerer Wartezeit zur Konsolidierung des Knochendefekts — selten gegeben. Kommt es nach dem Abheilen der Explantationswunde zu Knochendefiziten, sind häufig Augmentationsverfahren nötig, um eine Zweitimplantation in der gleichen Lokalisation zu ermöglichen. Bei kleineren Defekten kommen eher simultane Augmentationen — zum Beispiel Guided Bone Regeneration, Sinusbodenelevation, Bone Spreading oder Bone Splitting — infrage, die gleichzeitig mit der Nachimplantation erfolgen. Bei ausgedehnten Knochendefiziten nach einem Implantatverlust wird eher ein CME AUF ZM-ONLINE Therapieoptionen nach Implantatverlust und Prävention von Folgeschäden Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=