Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (266) 76 | GESELLSCHAFT AUSLANDSFAMULATUR AUF DEN PHILIPPINEN Hier waren noch keine Aliens Annika Wiesener, Pia Elen Becker Statt nach dem Studium direkt ins Berufsleben zu starten, haben wir bei einem Hilfseinsatz auf den Philippinen mitgeholfen — 10.318 Kilometer entfernt von zu Hause. Schon im November 2019, da waren wir im 7. Semester, hatten wir den Wunsch, Zahnmedizin im internationalen Kontext zu verstehen und zu erleben. Die Pandemie verwehrte uns das aber in den folgenden zwei Jahren. Viele zahnmedizinische Hilfsorganisationen führen bis heute keine oder nur reduzierte Auslandseinsätze durch. Aber wir hielten an unserem Traum von einer Auslandsfamulatur fest. Im Oktober 2021 erreichte uns dann die Zusage für unseren Einsatz über den Verein „Mabuhay – Hilfe zum Leben“. Dort half uns Dr. Georg Lindner bei der Vorbereitung, beantwortete unsere Fragen und schickte uns alle nötigen Informationen. So hatten wir ausreichend Zeit, uns umdas Visum, die Impfungen und die Spenden zu kümmern. Mabuhay! Willkommen und lebe lang! Ein Jahr später (Oktober 2022) war es dann endlich soweit: Als nun approbierte Zahnärztinnen reisten wir ins 10.318 Kilometer entfernte Bugko, ein kleines Dorf in Nord-Samar auf den Philippinen. Mit einem freudigen „Mabuhay!“, was „Willkommen“ oder „Lebe lang“ bedeutet, empfing uns Schwester Veronica. Gemeinsam mit Schwester Sabine leitet sie die Mabuhay Saint Francis of Assisi Clinic. Dieser Komplex umfasst außer der Dentalstation unter anderem eine kleine allgemeinmedizinische Klinik, ein Labor und eine Wasseraufbereitung. Am ersten Behandlungstag standen die Patienten direkt vor unserer Tür. Denn der Wohnbereich grenzt ans Wartezimmer und die Behandlungsräume. Täglich um 8 Uhr starteten wir mit den Behandlungen. Dabei standen uns zwei philippinische Volunteers an der Anmeldung und als Sprachvermittler zur Seite. Auf den Philippinen gibt es regionale Sprach- und Dialektunterschiede. Die Basics des in der Provinz Nord Samar gesprochenen Waray-Warays eigneten wir uns zügig an: „Masu-ol?“ (Haben Sie Schmerzen?) oder „Banhod?“ (Ist es schon taub?) gehörten fortan zu unserem Standardvokabular. In entwicklungsschwächeren Ländern medizinisch tätig zu sein bedeutet Mangel und Verzicht? Das können wir nicht bestätigen! Alle Instrumente und Materialien waren in mehrfacher Ausführung vorhanden. Ausgestattet mit Stirnlampen und Improvisationstalent konnten wir Strom-, Wasserausfällen und den in die Jahre gekommen Behandlungseinheiten trotzen. Es geht zu wie im Friseursalon! Warum uns unsere Behandlungszeit eher an die Stimmung in einem Friseursalon als an eine Zahnklinik erinnert? Mit Betreten des Zimmers verGruppenfoto vor der Schuhle mit Prophylaxe-Unterricht DER ZAHNMEDIZINISCHE AUSTAUSCHDIENST (ZAD) Der ZAD wurde 1982 von Studierenden als Verein gegründet und vermittelt Famulaturen vor allem im außereuropäischen Raum. Er steht zur Beantwortung aller Fragen rund um den Einsatz zur Verfügung. „Local Exchange Officers“ sind die AnsprechpartnerInnen an den deutschen Hochschulen. Annika Wiesener ergänzt aus ihren Erfahrungen: „Wer eine Auslandsfamulatur machen möchte, kommt am ZAD nicht vorbei. Die Website bietet zahlreiche Tipps zur Vorbereitung und eine Kontaktliste der Ansprechpartner im Ausland. Außerdem ist der ZAD für das Bewerbungsverfahren zum Förderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes e. V. (DAAD) zuständig." https://www.zad-online.com/ Der-ZAD.html Fotos: Annika Wiesener

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=