Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

36 | ZAHNMEDIZIN ANTIBIOTIKA, ANALGETIKA, LOKALANÄSTHETIKA Zahnärztliche Pharmakotherapie in der Schwangerschaft Frank Halling, Bertram Stitz, Andreas Neff Man muss davon ausgehen, dass fast alle Medikamente, die in der Schwangerschaft eingenommen werden, über die Plazenta auch den Embryo erreichen. Wir fassen die aktuelle Evidenz zusammen und geben in Zusammenschau mit der bekannten Pharmakokinetik Empfehlungen für die Anwendung der häufigsten zahnärztlichen Arzneimittel. Knapp 800.000 Kinder wurden 2021 in Deutschland geboren [Statistisches Bundesamt, 2023]. Damit ist die Behandlung schwangerer Patientinnen in allgemeinzahnärztlichen Praxen zwar kein tägliches, aber doch ein wiederkehrend herausforderndes Ereignis. Aufgrund zahlreicher Informationsquellen sind nicht wenige schwangere Patientinnen heute „überinformiert“ und begegnen vielen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen eher mit Skepsis. Dies gilt insbesondere für jede Art der Arzneimitteltherapie. Umso wichtiger ist es, eine (zahn)medizinisch notwendige Pharmakotherapie auf der Basis gesicherter Daten und Fakten durchzuführen. Ein solides pharmakologisches Hintergrundwissen ermöglicht erst die sachorientierte Zahnarzt-PatientenKommunikation und erlaubt der Patientin letztlich die gleichberechtigte Mitsprache bei der Therapieentscheidung im Sinne eines „shared decision making“ [Ernst et al., 2014]. Obwohl laut einer kürzlich publizierten französischen Studie etwa 90 Prozent aller Schwangeren Arzneimittel verschrieben werden [Berard et al., 2019], verursacht dieses Thema sowohl in der Ärzteschaft als auch bei den Patientinnen Unsicherheit und Unbehagen [Cengiz 2007; Brauer et al., 2017]. Immerhin gibt es für die meisNur ein solides pharmakologisches Hintergrundwissen ermöglicht die sachorientierte Zahnarzt-Patienten-Kommunikation. Foto: oksix_adobe.stock.com zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (434)

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