Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

zm113 Nr. 06, 16.03.2023, (439) ZAHNMEDIZIN | 41 2016]. Diclofenac wirkt im Vergleich zu Ibuprofen in vergleichbarer Dosierung stärker analgetisch, wird bei Zahnschmerzen aber seltener eingesetzt. Besser erprobt ist jedoch Ibuprofen. Bei gelegentlicher Einnahme oder kurzfristiger Therapie ist laut Embryotox jedoch auch Diclofenac akzeptabel. Im dritten Trimenon nach der 28. SSW sind die NSAR allerdings kontraindiziert, da sie aufgrund der Prostaglandin-Synthesehemmung zu einem frühzeitigen Verschluss beziehungsweise einer Verengung des Ductus arteriosus Botalli mit pulmonaler Hypertonie führen [Mayrhofer et al., 2021; Nauheimer, 2021]. Je reifer der Fetus ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Verschlusses unter NSARTherapie. Eine Einnahme im letzten Schwangerschaftsdrittel kann zudem fetale Nierenfunktionsstörungen hervorrufen beziehungsweise bis in die Neonatalphase nachwirkend zu Oligurie oder Anurie führen [Black et al., 2019]. Ein weiterer Grund, NSAR zum Ende der Schwangerschaft zu meiden, ist das erhöhte Risiko einer Frühgeburt [Li et al, 2003]. ASS wird in subanalgetischer Dosierung von 100-150 mg/Tag prophylaktisch und therapeutisch bei spezifischen schwangerschaftsassoziierten und -komplizierenden Erkrankungen (zum Beispiel Risiko für eine Präeklampsie) während der gesamten Schwangerschaft eingesetzt [Rolnik et al., 2017]. In analgetischer Dosierung (≥ 500 mg) kann ASS unter strenger Indikationsstellung in den ersten beiden Trimena zur Anwendung kommen [Mayrhofer et al., 2021; Schindler et al., 2010]. Zusätzlich zum Risiko eines vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus und einer Wehen-hemmenden Wirkung im letzten Schwangerschaftsdrittel kann der mütterliche Blutverlust durch die ThrombozytenAggregations-Hemmung bei der Geburt nach ASS-Einnahme erhöht sein [Black et al., 2019; Meyer-Wübbold et al., 2020; Schindler et al., 2010]. Für die selektiven Cyclooxygenase-2(COX-2)- Inhibitoren („Coxibe“) sind die Erfahrungen in der Schwangerschaft unzureichend. Sie sollen daher nicht verwendet werden. Erst Ende März 2019 ist vom Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) ein Durchführungsbeschluss der europäischen Kommission zur Änderung der Fach- und Gebrauchsinformationen Metamizol-haltiger Arzneimittel (zum Beispiel Novalgin®) umgesetzt worden [BfArM, 2019]. Unter anderem wurden die Anwendungsempfehlungen für Schwangere und Stillende anZAHNÄRZTLICHE ANALGETIKATHERAPIE BEI SCHWANGEREN Wirkstoff 1. Trimenon 2. Trimenon 3. Trimenon Bemerkungen Ibuprofen +++ +++ - sicheres Analgetikum / Antiphlogistikum im ersten und zweiten Trimenon Paracetamol +++ +++ +++ sicheres Analgetikum / Antipyretikum während der gesamten Schwangerschaft Acetylsalicylsäure + + - nur in Einzeldosen im ersten und zweiten Trimenon akzeptabel Metamizol + + - Reserve-Analgetikum, insbesondere bei krampfartigen Schmerzen Diclofenac ++ ++ - starkes und sicheres Analgetikum / Antiphlogistikum im ersten und zweiten Trimenon Coxibe(z. B. Celecoxib, Etoricoxib) - - - kaum Erfahrungswerte Opioide (Codein oder Tramadol) ++ ++ ++ bei strenger Indikationsstellung; Atemdepression und Entzugserscheinungen beim Neugeborenen möglich Tab. 2: Handlungsempfehlungen für die zahnärztliche Analgetikatherapie bei schwangeren Patientinnen (Erklärung der Symbole: +++: unproblematisch; ++: Anwendung akzeptabel; +: kurzfristige Anwendung/Einzelgaben akzeptabel; -: kontraindiziert), Quelle: Frank Halling

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