Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

56 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Chronisch apikaler Abszess mit extraoraler Manifestation: die Partsch-Fistel Philipp Matheis, Keyvan Sagheb, Peer W. Kämmerer Ein 57-jähriger Mann stellte sich mit einer persistierenden Raumforderung im Bereich der linken Wange vor. Zuvor war er bereits hausärztlich und dermatologisch erfolglos behandelt worden. Die weiterführende Diagnostik offenbarte eine odontogene Ursache: die chronisch-entzündliche Veränderung nach Partsch. Anamnestisch berichtete der Patient über eine Persistenz der Raumforderung seit mehreren Wochen. Anfänglich noch als intrakutan wahrgenommenes Geschehen, kam es zu einer Größenzunahme und schließlich zu einer Perforation der Haut im Bereich der linken Wange. Der behandelnde hausärztliche Kollege vermutete ein lokal entzündliches Geschehen und therapierte die entzündlich anmutende Veränderung zunächst topisch mit verschiedenen Salben. Bei weiterer Persistenz überwies er den Patienten an einen Dermatologen. Eine dort verordnete antibiotische Therapie brachte zunächst eine Besserung mit Rückgang der Schwellung, nach Absetzen der Antibiose kam es allerdings erneut zum Progress. Nach der Konsultation eines niedergelassenen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen erfolgte die Überweisung des Patienten zur weiteren Therapie. Es präsentierte sich ein Patient in gutem Allgemein- und Ernährungszustand. Relevante Vorerkrankungen ließen sich nicht eruieren. Klinisch zeigte sich eine derb palpable Schwellung der linken Wange mit Adhärenz nach enoral (Abbildung 1). Sonografisch ließ sich ein echoarmes Grundmuster mit Binnenreflexen und unregelmäßiger Wandstruktur darstellen (Abbildung 2). In der anschließenden radiologischen Diagnostik zeigte sich ein periapikal osteolytisch veränderter Knochen im Bereich des Zahnes 37 (Abbildung 3). Nebenbefundlich präsentierte sich eine beginnende apikale Aufhellung an der mesialen Wurzel des Zahnes 36 mit Verdacht auf inkomplette Wurzelkanalfüllung. Die erweiterte Diagnostik mittels Digitaler Volumentomografie offenbarte eine Osteolyse der vestibulären Lamelle in Regio 37 (Abbildung 4). In Zusammenschau der Befunde wurde die Verdachtsdiagnose einer chronisch entzündlichen Veränderung nach Partsch gestellt. Nach der Planung des Eingriffs wurde der Patient in Intubationsnarkose operiert. Unter vorsichtiger Präparation und Darstellung des Alveolarknochens in Regio 37 ließ sich der bereits sonografisch beschriebene Fistelgang darstellen (Abbildung 5). Anschließend wurde Zahn 37 extrahiert und der entstandene Fistelgang chirurgisch revidiert (Abbildung 6). Die histopathologische Aufbereitung ergab dicht lymphoplasmazellulär infiltriertes Bindegewebe mit zystischer Aufweitung und einer epithelialen Auskleidung. Nach Abschluss der Wundheilung zeigte sich ein zufriedenstellendes kosmetisches Ergebnis ohne Anzeichen eines Rezidivs. Die Wurzelfüllung an Zahn 36 wurde in der Folge revidiert und in der Kontrollaufnahme nach einem Jahr waren keine Auffälligkeiten mehr zu erkennen. Abb. 1: Klinisches Bild zum Zeitpunkt der Erstvorstellung zm113 Nr. 08, 16.04.2023, (650) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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