Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

Nasennebenhöhlen zeigte ausgeprägte osteolytische Säume um alle Implantate im Ober- und Unterkiefer mit einer knöchernen Unterbrechung des corpus mandibulae in regio 33. Weiterhin kamen weichgewebedichte Verschattungen beider Kieferhöhlen (links vollständig, rechts basal) und des sinus frontalis et ethmoidalis links, die mit einer chronischen Sinusitis vereinbar waren, zur Darstellung. Nach anästhesiologischer Vorbereitung wurde in Allgemeinanästhesie eine Explantation aller Implantate mit Dekortikation und Entfernung des entzündlich veränderten Knochens durchgeführt. Die osteosynthetische Versorgung des Unterkiefers erfolgte mit einer patientenspezifischen Rekonstruktionsplatte. Im Oberkiefer wurde über die nach Explantation entstandenen Mund-Antrum-Verbindungen eine beidseitige Kieferhöhlenrevision in Kombination mit einer Infundibulotomie beidseits durchgeführt. Die Ethmoidalzellen und die Stirnhöhle links wurden im selben Eingriff von den Kollegen der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde endoskopisch revidiert. Knochen- und Weichgewebeproben des Ober- und Unterkiefers und aus den Nasennebenhöhlen wurden der histopathologischen Untersuchung zugeführt. Die Wunden wurden speicheldicht verschlossen und die Patientin wurde für fünf Tage über eine nasogastrale Sonde ernährt, um die Wundheilung nicht zu gefährden. Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Im weiteren Verlauf soll die Patientin mit einer schleimhautgetragenen Totalprothese versorgt werden. Eine erneute Implantatinsertion ist aufgrund des kompromittierten Allgemeinzustandes und der extrem schwierigen anatomischen Voraussetzungen als fraglich zu bewerten. Diskussion Obwohl die dentale Implantologie mit hohen Überlebens- und Erfolgsraten von über 90 Prozent einhergeht, treten dennoch regelmäßig Komplikationen auf [Schiegnitz et al., 2021; Steigenga et al., 2003]. Hierbei werden mechanische, technische und biologische Komplikationen unterschieden. Zu den mechanischen Komplikationen zählen Schraubenlockerungen, Schraubenund Implantatfrakturen sowie die Dezementierung von Implantatkronen. Frakturen des Gerüsts, der Suprakonstruktion und der Verblendkeramik zählen zu den technischen Komplikationen. Daneben gehören bakterielle Infektionen, sensorische Störungen und die periimplantären Erkrankungen zu den biologischen Komplikationen [Hanif et al., 2017; Groß K et al., 2019].Nach der aktuellen Klassifikation parodontaler und periimplantärer Erkrankungen werden periimplantäre Abb. 2: Präoperative Panoramaschichtaufnahme: Distal des Implantats in regio 33 ist die Unterkieferkontinuität unterbrochen. Abb. 3: Koronare Schicht des CT-Mittelgesicht im Knochenfenster. Im Oberkiefer stellt sich neben dem massiven periimplantären Knochenabbau eine nahezu vollständige Verschattung der Kieferhöhle, der Nasenhöhle und der Ethmoidalzellen auf der linken Seite dar. Eine knöcherne Begrenzung der linken Kieferhöhle nach medial ist nicht mehr zu erkennen. Abb. 1: Klinische Situation: Harte und weiche Beläge an den Implantaten und der Stegkonstruktion. Periimplantär entleert sich spontan Pus. Foto: Philipp Becker zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (763) ZAHNMEDIZIN| 73

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