Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

Gesundheit, periimplantäre Mukositis, Periimplantitis und periimplantäre Hart- und Weichgewebedefizite unterschieden. Eine Periimplantitis ist definiert als entzündlicher Zustand der periimplantären Mukosa mit fortschreitendem Verlust des Knochens. Ätiologisch sind periimplantäre Erkrankungen nahezu immer Plaque- und Biofilm-assoziiert [Berglundh, 2017]. Sowohl die periimplantäre Mukositis als auch die Periimplantitis stellen sich klinisch zunächst mit unspezifischen Entzündungszeichen wie Rötung oder Schwellung dar. Ein klinisches Diagnosekriterium für beide Erkrankungen ist die Blutung auf Sondierung (BOP+). Der periimplantäre Pusaustritt grenzt die Periimplantitis klinisch von der periimplantären Mukositis ab. Eine Zunahme der Sondierungstiefen im Vergleich zum Vorbefund oder von mehr als 2 mm ist diagnostisch wegweisend für eine Periimplantitis. Es werden patientenabhängige und implantatbezogene Risikofaktoren unterschieden [Ramanauskaite et al., 2018; Schwarz et al., 2021]. Zu den systemischen Risikofaktoren für eine Periimplantitis zählen eine reduzierte Mundhygiene, eine chronische Parodontitis in der Vorgeschichte und unregelmäßige beziehungsweise fehlende zahnärztliche Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen. Auch wenn die genauen Auswirkungen von Rauchen und Diabetes mellitus auf das Krankheitsbild der Periimplantitis bislang noch nicht abschließend geklärt werden konnten, sollten dennoch ein Rauchverzicht und eine adäquate Blutzuckereinstellung angestrebt werden. Daneben gibt es Hinweise, dass Zementreste, eine reduzierte periimplantäre keratinisierte Gingiva und eine Überkonturierung der Implantatprothetik das Risiko für die Entstehung einer Periimplantitis erhöhen können [Schwarz et al., 2021; Schwarz et al., 2018]. Erhärtet sich bei der klinischen Befunderhebung der Verdacht auf eine Periimplantitis, sollte weitere röntgenologische Diagnostik mittels Panoramaschichtaufnahme, Zahnfilm- oder Bissflügelaufnahme zur Diagnosesicherung und Therapieplanung erfolgen. Zwar ist mithilfe der digitalen Volumentomographie (DVT) eine detaillierte Beurteilung der Defektmorpholgie möglich, generell zählt die DVT jedoch nicht zur Standarddiagnostik einer Periimplantitis [Berglundh et al, 2018; Schwarz et al., 2021; Golubovic et al., 2012]. Im Gegensatz dazu sollte bei Verdacht auf eine Fraktur des Gesichtsschädels in jedem Fall eine 3-D-Bildgebung (CT oder DVT) durchgeführt werden. Therapeutisch werden gemäß der aktuellen S3-Leitlinie „Die Behandlung periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten“ folgende nichtchirurgische Verfahren empfohlen [DGI DGZMK, 2022]: Bei einer manifesten Periimplantitis sollten alternative Verfahren wie Er:YAG-Laser oder Glycin basiertes Air-Polishings die manuelle Instrumentierung mit Implantatküretten ergänzen - auch eine Monotherapie mittels Er:YAG-Laser oder Glycin gestützten Air-Polishings kann zum Einsatz kommen. Daneben sind Mundhygieneaufklärung und -instruktion, sowie engmaschige Nachsorgeintervalle mit einer Re-evaluation des Behandlungsergebnisses nach spätestens sechs Monaten von entscheidender prognostischer Bedeutung. Ziel der konservativen Periimplantitistherapie ist die Elimination von Blutung und Suppuration und die Reduktion der Sondierungstiefen. Der adjuvante Einsatz von lokalen oder systemischen Antibiotika wird in der nichtchirurgischen Therapie derzeit nicht empfohlen. Kann mit einer nichtchirurgischen Behandlung das Therapieziel nicht erreicht werden, sollten chirurgische Maßnahmen eingeleitet werden. Die Grundlage der chirurgischen Therapie bildet ebenfalls die Kontrolle der Risikofaktoren mit Verbesserung der Mundhygiene, die Säuberung der Implantatoberfläche mit Entfernung Oberstarzt Prof. Dr. Dr. Richard Werkmeister Klinik VII; Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK Stabsarzt Dr. med. Philipp Becker Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz Foto: privat Oberfeldarzt Dr. med. Dr. med. dent. Andreas Pabst Klinik VII; Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK Oberstabsarzt Dr. med. Dr. med. dent. Andrea Schmid Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170 56072 Koblenz Foto: privat Oberfeldarzt Dr. med. Dr. med. dent. Anna Meier Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacher Str. 170 56072 Koblenz Foto: Gabriel J. Huber, Deluxe-Fotos.de zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (764) 74 | ZAHNMEDIZIN

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