Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

22 | TITEL zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (816) den Abbruch ihres Studiums in Erwägung gezogen. Um dem standzuhalten, was im Studium erwartet wird, greifen mancheoffenbar zu Medikamenten: So gab ein Viertel der Befragten zu, schon einmal chemische Hilfsmittel eingenommen zu haben, etwa das aufmerksamkeitssteigernde Mittel Ritalin oder Schlafmittel. „Etwa je zwei Drittel der Studierenden erleben stressbedingte Symptome wie Gereiztheit, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen“, zitiert Austermann aus der Studie. Der Burn-out beginnt schon im Studium Gezielt auf ihre psychische Gesundheit angesprochen, räumten 52 Prozent der Studierenden ein, von ihrem Umfeld bereits besorgt auf ihre mentale Gesundheit angesprochen worden zu sein. Aufgrund von Problemen im Studium in psychologischer Behandlung befinden sich nach eigenen Angaben 12,5 Prozent der Studierenden, die den Fragebogen des StuPa ausgefüllt haben. Um genauere Daten über das Ausmaß der Belastungen durch Stress und Druck im Studium zu erheben, enthielt die StuPa-Umfrage eine umfassende Burn-out-Analyse. Darin waren die Studierenden aufgefordert, häufig auf sie zutreffende Antworten auszuwählen und anzukreuzen. Hier eine kleine Auswahl der Ergebnisse, die diese Analyse ergeben hat: „ Im Studium gehe ich mit emotionalen Problemen gelassen um. (0,6 Prozent) „ Ich fühle mich energiereich. (0,5 Prozent) „ Seit dem Studium bin ich anderen Menschen gegenüber emotional abgestumpfter. (30,1 Prozent) „ Mir fällt es leicht, in der Uni eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. (0,7 Prozent) „ Ich befürchte, dass mich mein Studium weniger mitfühlend macht. (22 Prozent) „ Ich fühle mich unverhältnismäßig müde, wenn ich morgens an den bevorstehenden Unitag denke. (52,1 Prozent) „ Ich habe viele lohnende Ziele in meinem Studium erreicht. (29,2 Prozent) „ Am Ende eines Unitags fühle ich mich von meinem Studium ausgelaugt. (85,1 Prozent) „ Ich fühle mich durch mein Studium frustriert. (48,7 Prozent) „Wir als StuPa sind nach dieser Umfrage der festen Überzeugung, dass viele maßgebliche Faktoren, die später im Berufsalltag zu einem Burn-out beitragen, schon im Studium ihren Anfang nehmen", schlussfolgert StuPa-Vorsitzender Schrader. „Ganz einfach aus dem Grund, dass wir schon während des Studiums keinen gesunden Umgang mit Stress lernen. Diese schlechte Stressbewältigung setzt sich aus unserer Sicht immer weiter fort." Eine schockierende Zahl Insgesamt 232 Studierende (11,7 Prozent) gaben zu, schon einmal Suizidgedanken gehabt zu haben. „Gerade diese Zahl hat uns nachhaltig geschockt“, sagt Schrader. Er plädiert vor diesem Hintergrund dafür, dass das Thema psychische Belastung während des Studiums – und auch später im Beruf – offener thematisiert wird: „Auch medizinische Fachkräfte sind nicht vor Problemen mit Stress und Druck gefeit. Und auch sie dürfen sich dann Hilfe suchen – ohne dass sie deshalb eine Stigmatisierung erfahren. Wir als StuPa sind nach dieser Umfrage der festen Überzeugung, dass schon während des Studiums ein gesunder Umgang mit Stress erlernt werden muss. Sonst sind Burn-outs fast schon vorprogrammiert – mit allen negativen Auswirkungen, die das auch auf den Versorgungsauftrag der Zahnärztinnen und Zahnärzte hat.“ Hier, stellt Schrader erfreut fest, machten sich durchaus erste Anzeichen bemerkbar, die auf eine Veränderung in der Lehr- und Gesprächskultur hindeuten. sth ÜBER DIE STUDIE Von Zahnis für Zahnis: Zwischen November 2022 und Januar 2023 waren alle in Deutschland eingeschriebenen Studierenden der Zahnmedizin eingeladen, an der anonymisierten Umfrage des Studierendenparlaments (StuPa) teilzunehmen. Der Fragebogen umfasste 16 Fragen, unter anderem zu den Themen Demografie, Studiensituation, individuelles Stressempfinden und Lehrkultur. Insgesamt konnten 2.150 gültige Antworten ausgewertet werden. In die Bewertung einbezogen wurden nur Hochschulstandorte, über die mindestens 25 Antworten eingingen. Diese Voraussetzung wurde für alle Unis erfüllt. Luft nach oben beim Arbeitsklima: Viele Studierende berichteten von einem rauen Umgangston und sogar Schikane im Studium. Lob und Respekt seien vielerorts Mangelware. Foto: Katarzyna Bialasiewicz photographee.eu

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