Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

eine sorgfältige zirkuläre Sondierung des Zahnes nach Wiederherstellung des gingivalen Attachments durchgeführt. Wird dabei eine Verbindung festgestellt, so ist die Entfernung des koronalen Fragments angezeigt. Bei erhaltungswürdigem Wurzelanteil wird die Wurzelkanalbehandlung durchgeführt. Um die weitere Versorgung des Zahnes zu ermöglichen kann sich eine chirurgische oder eine kieferorthopädische Extrusion anschließen. Bei einer Längsfraktur des Zahnes ist der Bruchspalt in der Regel mit der Mundhöhle verbunden, weshalb in diesem Fall die Extraktion indiziert ist. Dislokationsverletzungen Bei dislozierten Zähnen ist eine Wurzelkanalbehandlung nicht primär indiziert, wenn der Pulpaschaden gering ist und eine Vitalerhaltung realistisch erscheint oder eine spontane Revaskularisation der geschädigten Pulpa wahrscheinlich ist. Andererseits ist eine frühzeitige Wurzelkanalbehandlung von entscheidender Bedeutung, wenn ein hohes Risiko für die Entwicklung einer infektionsbedingten externen Wurzelresorption besteht [Krastl et al., 2021]. Begleitende Kronenfrakturen reduzieren bei allen Dislokationen die endodontische Prognose. Konkussion und Lockerung Bei einer Konkussion ist anzunehmen, dass die pulpale Durchblutung nur geringgradig gestört wurde beziehungsweise ist, was sich auch durch den positiven Sensibilitätstest zeigt. Ebenso stellt die nur minimale Dislokation bei der Lockerung keine starke Bedrohung der Pulpavitalität dar. Eine initial negative Sensibilität kann binnen Monaten wiederhergestellt sein. Darüber hinaus ist zu beachten, dass bei einer Revaskularisation der Pulpa häufig eine Obliteration des Wurzelkanals auftritt und die Pulpa somit dauerhaft ihre Sensibilität verliert, ohne devital zu sein. Laterale Dislokation Nach lateraler Dislokation eines Zahnes mit geschlossenem Apex ist davon auszugehen, dass die Pulpa apikal durchtrennt worden ist und somit auch nach Reposition des Zahnes für längere Zeit ohne Durchblutung bleibt, so dass diese von Bakterien besiedelt werden kann [Pozzi und Arx, 2008]. Bei unvollständiger Reposition bleibt primär eine periapikale Aufhellung bestehen, deren Heilung durch knöchernen Umbau schwer gegen die Aufhellung bei einer Pulpainfektion abgrenzbar ist. Die Indikation zur endodontischen Behandlung kann daher nach lateraler Dislokation (≥ 2 mm) großzügig gestellt werden. Bei längerem Zuwarten sollten engmaschige Kontrollen eine Pulpanekrose oder eine externe Wurzelresorption ausschließen. Spätestens bei Auftreten dieser Komplikationen sollte die entsprechende endodontische Therapie eingeleitet werden. Extrusion Bei der Extrusion folgt der Zahn auf seinem Dislokationsweg den anatomischen Vorgaben der Alveole. Der daraus folgende Zementschaden ist gering, so dass eine externe Wurzelresorption als Reaktion auf eine Pulpanekrose zumeist ausbleibt. Da der Zahn exakt reponierbar ist, ist bei jugendlichen Zähnen eine Heilung durch Revaskularisation wahrscheinlicher als nach lateraler Dislokation. Dies gilt insbesondere für Zähne, die sich zum Zeitpunkt des Traumas in festsitzender KFO-Behandlung befunden haben (Abbildung 3). Die speziellen mechanischen Verhältnisse können eine Extrusion gleich mehrerer benachbarter Zähne bewirken, wobei in solchen Fällen Komplikationen ausbleiben können, was sich durch eine verstärkte Mundhygiene während der KFO und eine vorbestehende Erweiterung des Foramen apikale durch eine KFO-bedingte Wurzelresorption erklärenlässt. Bei ausgeprägten Extrusionen sollte bei Zähnen mit abgeschlossenem Wurzelwachstum beziehungsweise weitgehend geschlossenem Foramen apikale in Anlehnung zur Empfehlung für laterale Dislokationen eine Wurzelkanalbehandlung eingeleitet werden. zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (836) 42 | ZAHNMEDIZIN Abb. 3: Extrusionsverletzung nach Sturz vom Huckepack eines Freundes: a: Zustand nach zwei Tagen: Die Zähne 21, 11 und 12 sowie 31, 41 und 51 werden vom deformierten KFO-Bogen in extrudierter Position fixiert. b: Zahnfilm im Oberkiefer nach sechs Monaten. c: Zahnfilm im Unterkiefer nach sechs Monaten: Von sechs betroffenen Zähnen benötigte nur der Zahn 12 eine endodontische Behandlung. Foto: Kurt Alois Ebeleseder a c b CME AUF ZM-ONLINE Endodontische Aspekte Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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