Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (802) Leserforum Herr Rubehn kommentiert in seinem Leserbrief die aktuelle Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderen Parodontalerkrankungen (PAR-Richtlinie) vor dem Hintergrund der Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes. Die Erfahrung, dass in der Medizin, insbesondere im Kontext einer solidarisch finanzierten Medizin, Ethik und wirtschaftliche Interessen nicht immer komplett in Deckung gebracht werden können, ist für uns alle alltäglich. Es war ein großartiger Erfolg, dass es der KZBV gelungen ist, mit dem GKV-SV eine Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderen Parodontalerkrankungen auszuhandeln und im G-BA zu verabschieden, die aktuellen wissenschaftlichen Standards gerecht wird und Anreize für die Therapie von Parodontitis setzt. Und ja, es war das Ziel, dass mehr Parodontitisfälle in Deutschland behandelt werden als unter den Rahmenbedingungen der alten Richtlinie. Deshalb war von vornherein klar, dass für die Parodontitistherapie mehr ausgegeben werden würde. Und ja, es gibt eine „Paro-Epidemie“! Den Daten der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) zufolge litt in Deutschland 2015 jeder zehnte Bewohner an einer behandlungsbedürftigen schweren Parodontalerkrankung. Das waren gut acht Millionen Menschen. Es geht also nicht nur um Sondierungstiefen von 4 mm. Der Schwellenwert für schwere Parodontalerkrankungen liegt bei 6 mm. Was heißt „die Paro-Fälle schießen ins Kraut“? Wahr ist: Es gibt viel behandlungsbedürftige Parodontitis in Deutschland. Und ja, dieses Feld war bisher eher stiefmütterlich bearbeitet worden, denn nur etwa eine Million systematische Parodontalbehandlungen wurden bisher jedes Jahr über die GKV abgerechnet. Nur für die schweren Fälle hätten die deutschen Zahnärzte bei dieser Schlagzahl acht Jahre benötigt, um diese Erkrankungslast abzuarbeiten. Dabei sind die moderaten Fälle und Neuerkrankungen nicht berücksichtigt. All das ist seit Jahren und Jahrzehnten bekannt und war einer der Gründe, eine neue PAR-Richtlinie PARODONTITISTHERAPIE Sind die neuen PAR-Verträge Ausdruck paternalistischer Gesundheitspolitik? Zum Leserbrief „Ethische und wirtschaftliche Aspekte konkurrieren“ in zm 8/2023, S. 8, zum Thema Parodontitistherapie in der GKV. Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com

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