Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

80 | ZAHNMEDIZIN bedingt ausgeschlossen werden; dazu gehören das adenoidzystische Karzinom, das Plattenepithelkarzinom, das undifferenzierte Karzinom, das Plasmozytom sowie das Lymphom [Har-El, 2001]. Eine Infektion wird eine Mukozele in eine Pyozele umwandeln [Pierse und Stern, 2012]. Auf herkömmlichen Panoramaröntgenaufnahmen präsentiert sich die Mukozele als abgerundete, röntgendichte Masse, die den Sinusboden oder die gesamte Kieferhöhle umfasst. In der Regel ist sie invasiv und kann zu einer Knochenerosion mit medialer Ausbreitung in die Nasenhöhle führen. CT, DVT oder MRT können hilfreich sein, um die Läsion abzugrenzen und die möglicherweise beschädigten umgebenden Strukturen zu bewerten, was auch dazu beiträgt, den richtigen chirurgischen Ansatz zu bestimmen [Araujo et al., 2014]. Im Allgemeinen reicht ein CT beziehungsweise ein DVT zur Diagnostik und Therapieplanung von Kieferhöhlenzysten aus. Allerdings ist eine MRT-Aufnahme hilfreich bei der Beurteilung der orbitalen oder der intrakraniellen Ausdehnung und beim Ausschluss von Pilzerkrankungen oder Neoplasien [Chindasombatjaroen et al., 2009]. Zur Entfernung von Mukozelen wurden früher invasive intrakranielle Therapieansätze, beispielsweise nach Caldwell und Luc, verwendet. Aktuell wurde hingegen über erfolgreiche Ergebnisse mit endoskopischer enoraler/transnasaler Marsupialisation als Hauptbehandlungsmethode berichtet. Dies ist angesichts des einfachen Zugangs, der geringeren Morbidität und der Verringerung potenzieller Komplikationen deutlich minimalinvasiver [Matheny und Duncavage, 2003]. Schleimretentionszyste Die Schleimretentionszyste ist eine gutartige selbstlimitierende Läsion, die aus einer „zystischen Erweiterung der Schleimdrüsen-Ausführungsgänge bei Verlegung mit Schleimpfröpfen" resultiert [Schwenzer und Ehrenfeld, 2011]. Die ätiologischen Faktoren hinter der Zystenbildung bleiben unbekannt. Schleimretentionszysten sind meistens unilateral, können aber in 10 bis 20 Prozent der Fälle bilateral sein. Retentionszysten in den Nasennebenhöhlen sind ein häufiger Zufallsbefund bei Röntgenuntersuchungen und treten bei 1,4 bis 9,6 Prozent der Allgemeinbevölkerung auf [Rodrigues et al., 2009]. Sie werden im DVT, im CT oder in der Panoramaschichtaufnahme normalerweise als homogene, kuppelförmige, trübe Verschattung auf dem Boden der Kieferhöhle beschrieben [Gendeh, 2014]. Eine Schleimretentionszyste der Kieferhöhle sollte generell nicht behandelt werden, insbesondere, wenn die Läsion klein und asymptomatisch ist. Mehrheitlich vergrößern diese Zysten sich langfristig nicht und können auch spontan schrumpfen. Wenn keine damit verbundenen Beschwerden vorliegen, kann „wait and see“ die geeignete Behandlungsstrategie sein. Nur bei größeren Zysten oder beim Auftreten von Symptomen wie Kopfschmerzen, Gesichts- oder periorbitalen Schmerzen, wiederholten Infektionen der Nasennebenhöhlen und/oder Nasenverstopfung sollte eine chirurgische Intervention erfolgen [Wang et al, 2007]. Die Differenzierung der Retentionszyste von der Pseudozyste ist radiologisch manchmal schwer bis unmöglich, insbesondere wenn diese auf dem Antrumsboden vorkommen – obgleich Retentionszysten weniger häufig sind als Pseudozysten [Araujo et al., 2014]. Wenn die Retentionszyste die Kieferhöhle vollständig ausfüllt, wird die röntgenologische Interpretation schwierig und die Verdachtsdiagnose einer Sinusitis liegt nahe [Parks, 2014]. Eine klare Korrelation zwischen infizierten Zähnen und der Größenänderung von Retentionszysten – wie im vorgestellten Fall – wurde in der Literatur nicht gefunden. Antrale Pseudozysten Pseudoantrale Zysten beziehungsweise antrale Pseudozysten werden als Ergebnis von bakteriellen Toxinen gebildet, die aus dem Infektionsbereich freigesetzt werden und die lokale kapillare Durchlässigkeit erhöhen, was zu einer Ansammlung von Serumexsudat im Gewebe und zum Abheben des Gewebes vom Knochen führt [Chao et al., 2022]. Mögliche Ursachen dafür sind: periapikale oder parodontale odontogene Infektion, Infektion der Nasennebenhöhlen oder eine allergische Sinusitis [Allard et al., 1981]. Eine zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (874) Abb. 3b: Entfernung der Zyste Regio 16 aus der Kieferhöhle Fotos: Gemeinschaftspraxis Dres. Weinsheimer-Jarms & Partner Abb. 3a: Entfernung der Zyste Regio 26 aus der Kieferhöhle über einen zweiten Zugang sowie die versorgte Wunde Regio 24 nach Wurzelspitzenresektion

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