Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

ZAHNMEDIZIN | 51 trahiert wird. Dieses Verfahren wird insbesondere dann angewendet, wenn ein Implantatbett mit ausreichendem Knochenangebot geschaffen werden soll [Bauer et al., 2019]. Schnelle und langsame Extrusionstechniken können jedoch auch bei einem Patienten kombiniert werden, wenn sowohl Anpassungen des Gingivaverlaufs als auch Veränderungen der Stumpfhöhe zur nachfolgenden Restauration geplant sind (Abbildung 2). Schnelle kieferorthopädische Extrusionen im Sinne einer präprothetischen Maßnahme können zudem auch im Seitenzahnbereich indiziert sein, wenn für eine nachfolgende Kronenversorgung die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden sollen (ausreichende Stumpfhöhe, Einhaltung der biologischen Breite, Schaffung des Ferrule-Designs) [Gariulo et al., 1961; Juloski et al., 2012; Nugala et al., 2012] unter Einhalten eines Kronen-WurzelVerhältnisses von 1:1 [Grossmann und Sadan, 2005] (Abbildung 3). Jenseits von Kronen-Wurzel-Frakturen kann eine schonende kieferorthopädische Extrusion mit schwachen Kräften auch bei intrusiven Dislokationsverletzungen wurzelunreifer Zähne indiziert sein, wenn das Abwarten bei geringgradiger Intrusion nicht erfolgreich ist oder der Zahn durch das Frontzahntrauma mittelgradig beziehungsweise stark intrudiert wurde. Bei einem Teil der wurzelunreifen Zähne kann hier trotz kieferorthopädischer Extrusion die Vitalität erhalten bleiben. Maßnahmen bei traumatisch bedingtem Zahnverlust Als primärer Zahnverlust wird der Verlust eines Zahnes im Rahmen des akuten Traumas oder durch eine zeitnahe Extraktion wegen Nicht-Erhaltbarkeit bezeichnet, während der sekundäre Zahnverlust den Verlust eines zuvor traumatisierten Zahnes benennt, der im späteren Verlauf wegen anhaltender Entzündung, fortschreitender Resorption oder Ankylose nicht mehr erhaltungswürdig ist und entfernt werden muss. zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (949) Abb. 3a Abb. 3b Abb. 3c Abb. 3d Abb. 3e Abb. 3: Bitte um kieferorthopädische Extrusion zur Stumpfhöhengewinnung und anschließender prothetischer Versorgung: a: intraorale Ausgangssituation: Der wurzelkanalbehandelte Zahn 35 war mesial paragingival und distal leicht subgingival frakturiert. b: digitale Planung des Kraftvektors und Design der Heidelberger Extrusionsapparatur (Hersteller: OrthoLIZE GmbH, Nienhagen) c: eingesetzte Extrusionsapparatur mit axialer extrusiver Kraftapplikation von 1,5–2 N nach vorheriger zirkumferenter Fibrotomie d: Stabilisierung der Extrusion für sieben Wochen mit einem vestibulären Kleberetainer (.016" x .016" Remanium) e: Zustand nach abgeschlossener Extrusion und Stumpfvorbereitung mit Präparation zur Aufnahme einer Einzelzahnkrone (durch Hauszahnarzt) f: eingesetzte Einzelzahnkrone Abb. 3f Empfehlung Kieferorthopädischer Lückenschluss Empfehlungsgrad Der kieferorthopädische Lückenschluss kann gerade beim sich noch im Wachstum befindlichen Kiefer im Fall traumatisch verloren gegangener Frontzähne eine zusätzliche Therapieoption darstellen, so dass auf weitere prothetische Versorgungen verzichtet werden kann. Konsensstärke: starker Konsens Fotos: [Bauer et al. 2022]

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