Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

Leserforum Das ist eigentlich ein alter Hut, aber ich habe bei diesem Thema auch einmal eine unangenehme Erfahrung gemacht: Vor vielen Jahren habe ich bei einer solchen Auffälligkeit im PSA den Hausarzt angerufen und ihm meinen Befund mitgeteilt. Das endete damit, dass er mir beschied, ich solle mich um meinen Kram kümmern. Aber ansonsten, ja, man sieht solche Dinge immer wieder mal und oft haben die Patienten keine Ahnung, dass da ein Problem vorliegt. Mittlerweile hat sich zumindest in meiner Umgebung der Wind dahingehend gedreht, dass die Kolleginnen und Kollegen der Allgemeinmedizin für solche Hinweise recht dankbar sind. Man sollte es halt mit der gebotenen Vorsicht und Zurückhaltung weitergeben. Wir können den Verdacht haben, die Diagnose stellt der Allgemeinmediziner oder die Allgemeinmedizinerin. Ich mag übrigens den Ausdruck „Humanmediziner“ nicht. Wen behandeln wir? Karl-Josef Mathes Guxhagen ZAHNÄRZTLICHE ZUFALLSBEFUNDE BEIM RÖNTGEN Wenn der Hausarzt sagt „Kümmer dich um deinen Kram“ Zum Beitrag „Case Report: Atherosklerotische Läsionen in PSA“, zm-online vom 09.10.2023. Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com DIE ZAHNARZTPRAXIS ALS MARKE Ist das noch Zahnheilkunde? Zum Beitrag „Facelift nach zehnjährigem Praxisbestehen: ‚Wir sind immer noch wir!‘“, zm 20/2023, S. 14–16. Beim Lesen des Artikels schüttelte es mich mehrfach. Und ich kniff mich, ob das vielleicht ein schlechter Traum sei. Die Autorin beschreibt die Veränderung einer Praxis zu ihrem zehnjährigen Bestehen und erweckt damit – wahrscheinlich nicht nur bei mir – den Eindruck, dass Zahnarztpraxen so funktionieren und agieren sollten: mit einem Markenauftritt, Fantasie-Namen und einem Team von Roadies, die das Branding weitertragen ... Geht's noch? Wenn die Kollegin ihren Tätigkeitsschwerpunkt auf ästhetische Zahnheilkunde verschiebt und das auch kommuniziert, sei ihr das gegönnt. Wenn sie meint, dass nach zehn Jahren eine komplette Renovierung der Räume und Neuausstattung notwendig sei, frage ich schon mal nach dem Thema der Nachhaltigkeit, das uns alle die nächsten Jahre verstärkt begleiten wird. Wenn der Artikel von einer Marketingagentur geschrieben und mit meinen Mitgliedsbeiträgen so Werbung lanciert wird, ärgert mich das. Sehr. Die Zeiten ändern sich. Das ist klar. Aber es kann doch nicht sein, dass hier eine „brave new world“ vorgestellt wird, ohne den Hauch einer kritischen Reflexion! Wir beklagen schon länger die drohende Vergewerblichung der Zahnheilkunde und stellen dann Praxen vor, die anscheinend mit Zahn-HEIL-kunde gar nicht mehr so viel am Hut haben? Die stattdessen eine Marketingagentur benötigen. Die sich selbst neu erfinden müssen. Die sich mit plakativer Werbung herausstellen und so eigentlich doch auf Kollegialität pfeifen – getreu dem Motto: „Ich zuerst und mir das Meiste“. Die Zahnärztin als Unternehmerin, egal welches Produkt, egal welche Dienstleistung. Das erkennt man auch an den Bildern, die genauso gut Unterwäsche oder Parfum bewerben könnten. Nicht „Das können wir auch richtig gut“, sondern „Das machen wir“. Nein danke, möchte ich da rufen, so nicht! Das schadet dem Berufsstand und nützt nur der Einzelnen. Wir als Zahnärztinnen degradieren uns wieder zur Zahnkosmetikerin und zum Zahnklempner. Das erhöht nur den Druck auf alle, noch mehr Geld und Energie in Werbung und Außen-Kommunikation zu stecken, das letztendlich an anderen Stellen fehlt, beziehungsweise erst mal verdient werden muss. Das bringt weder die Zahnheilkunde noch die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten weiter. Gewinner sind die Marketingagenturen und Erfinder von Fantasie-Namen. Birgit Flottmeier Bornheim zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (1970)

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